Die Erde hat nicht die ideale Gestalt einer Kugel. Sie sieht vielmehr aus wie eine Kartoffel. Klimaforscherin Phoebe Phaidon kommt mit einem Lehrauftrag an das Institut für Kybernetik der Berliner Universität, um das Seminar zur „Einführung in die Simulationsforschung“ von Institutsleiterin Brenda Berger zu übernehmen. Diese muss sich ihrem Drittmittel-Projekt zur virtuellen Simulation des Klimawandels widmen, um das Institut vor der drohenden Einsparung durch die Hochschulleitung zu bewahren. Alles hängt von einer erfolgreichen Evaluation am Ende des Wintersemesters ab. Phoebe wird verpflichtet, an der Simulation mitzuarbeiten und eine Unternehmensberaterin wird als Motivations-Coach ans Institut geholt. Währenddessen zieht der neuberufene Stiftungsprofessor Alfons Abstract-Wege mit einem Projekt zu Ernährungskontrolle die Aufmerksamkeit auf sich, „Nudging“ wird zum Zauberwort. Phoebes Studierende, die dahinter einen Business-Plan vermuten, unterbrechen den Betrieb und besetzen die Bibliothek, während Phoebe mit ihrem Kollegen Julius Kelp zu einer Konferenz nach Gdansk reist und versucht, hinter das Geheimnis der Apokalypse zu kommen. Die Zeit läuft ab. Der jüngste Tag bricht an.
Regisseur Max Linz: "1967 fragt Herbert Marcuse im Vorwort seiner Studie ‚Der eindimensionale Mensch‘: ,Dient nicht die Bedrohung durch eine atomare Katastrophe, die das Menschengeschlecht auslöschen könnte, ebensosehr dazu, gerade diejenigen Kräfte zu schützen, die diese Gefahr verewigen?’ Eine dialektische Denkfigur, wie sie für die Kritische Theorie der Frankfurter Schule typisch und die öffentlichkeitswirksame, universitäre Philosophie um 1968 charakteristisch ist.
Vergangenheit, könnte man sagen, lange tot. Doch auf seinem Grabstein hat Marcuse den lesenden Lebenden die Aufforderung ‚Weitermachen‘ hinterlassen, die meinem Film eine Hälfte seines Titels gegeben hat. Noch aus dem Grab heraus appelliert der Autor, sich von Ende, Abbruch und Verlust nicht hindern zu lassen. Der Anspruch scheint seltsam und befremdlich, geradezu grotesk – und zugleich erinnert er daran, dass die Utopie eines von Vernichtungsdrohungen befreiten Lebens, das schon im Diesseits ‚Sanssouci‘ wäre, nicht realisiert ist." (Max Linz)
„Theater und Screwball-Comedy im Berlinale-Forum: Max Linz führt mit „Weitermachen Sanssouci“ den Uni-Betrieb vor. [...] Die Wissensproduktion hat sich verselbstständigt, das System wird durch Eigenblutdoping gepusht. Neue Erkenntnisse erwartet niemand mehr, weil die Forschungsanträge bereits ihre Ergebnisse vorformulieren müssen, damit sie überhaupt Aussicht auf Förderung haben. Die Erde ähnelt nur unserer Vorstellung von der Erde, und die Universität ist die Simulation einer Bildungsinstitution. [...] Absolut essenziell für den Film ist Sophie Rois als das gute, das schlechte und das hässliche Gewissen der Universität.“ (Der Tagesspiegel, 15.2.2019, Andreas Busche)
„Zwischen Satire und Musical führt „Weitermachen Sanssouci“ die gegenwärtige Universität samt Evaluierungswahnsinn, Drittmittelstumpfsinn und Akademikersprech vor.“ (taz, 13.2.2019, Ekkehard Knörer)
Medium erhältlich in:
3 Bücherei im Haus St. Gallus,
Alzey-Weinheim
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Weitermachen Sanssouci
Drehbuch: Nicolas von Passavant, Max Linz; Montage: Bernd Euscher, René Frölke; Schauspieler: Luis Krawen, Bernd Moss, Sarah Ralfs, Maryam Zaree, Philipp Hauß, Sophie Rois, Leonie Jenning; Kamera: Carlos Andres Lopez; Regie: Max Linz; Produktion: Maximilian Haslberger
Deutschland 2019; FSK 0; Untertitel: Englisch; 1 Online-Ressource (80 min); Bild: 16:9 HD
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