Eine junge Frau bringt auf dem von Plastik-Matten bedeckten Boden einer improvisierten ländlichen Geburtsklinik ein Kind zur Welt. Hebamme Hla spricht der erschöpften Frau Mut zu, massiert ihren Bauch mit geübten Griffen. "Es kommt gleich raus." Hebammen-Schülerin Nyo Nyo hält die Hand der Schwangeren und assistiert ihrer Lehrerin.
Was so selbstverständlich klingt, ist es nicht. Denn MIDWIVES (Hebammen) spielt im Rakhaing-Staat von Myanmar. Hier lebt die verfolgte muslimische Minderheit der Rohingya, der auch Hebammen-Schülerin Nyo Nyo angehört.
Ihre Ausbilderin Hla dagegen ist Buddhistin. Weil Hla auch den Babies von Rohingya auf die Welt hilft, wird sie von ihren buddhistischen Landsleuten unter Druck gesetzt und bedroht. Auch ihre Zusammenarbeit mit der Muslima Nyo Nyo ist für viele Leute der Gegend ein Skandal.
Für schwangere Rohingya ist Hlas einfache Klinik die einzige Hoffnung auf medizinische Versorgung. Die von der Militärjunta des Landes geförderte Verfolgung dieser weitgehend entrechteten Volksgruppe hat zum Ziel, die Rohingya aus Myanmar zu vertreiben.
Trotz ihrer unterschiedlichen ethnischen und religiösen Zugehörigkeiten arbeiten Hla und Nyo Nyo lange Zeit Hand in Hand. Dabei sind sie tagtäglich mit Chaos, Willkür und Gewalt konfrontiert. Trotzdem ringen sie gemeinsam um das Glück, dass sich immer einstellt, wenn ein Kind gesund zur Welt kommt.
Die allgegenwärtige Hetze gegen die Rohyngia geht auch an Hla nicht spurlos vorbei. Dass sie nicht immer mit Nyo Nyos Leistungen zufrieden ist, macht die Sache nicht leichter. Nyo Nyo dagegen bleibt selbstbewusst und voller Träume. Sie will eine gute Hebamme werden und für sich und ihre Kinder ein gutes Leben aufbauen. Im Laufe des Filmes wird deutlich, wie schwer es für sie ist, sich nicht unterkriegen zu lassen.
MIDWIVES wurde über einen Zeitraum von fünf turbulenten Jahren gedreht. Die viele Zeit, die Filmemacherin Snow Hnin Ei Hlaing investierte, macht den Film zu einem in jeder Hinsicht bemerkenswerten und einzigartigen Dokument. Auch die Tatsache, dass sie als Einheimische weniger auffiel, ermöglichte der Regisseurin, den beiden Frauen und ihrem Umfeld besonders nahe zu kommen. Nur so konnte sie das Leben unter den Bedingungen von Diktatur und Verfolgung derartig nuanciert zeigen. Voller Liebe, Empathie und Hoffnung bietet MIDWIVES einen seltenen Einblick in die komplexe Realität Myanmars und seiner Menschen. Gleichzeitig zeigt der Film, welchen unverzichtbaren Beitrag Hebammen weltweit für die Versorgung Schwangerer, junger Mütter und Neugeborener leisten.
PREISE (Auswahl)
Sundance: JURY-SPEZIALPREIS für beobachtenden Dokumentarfilm (Cinéma Vérité)
VACLAV HAVEL PREIS, One World International Human Rights Documentary Film Festival, Prag
GRAND PRIX (Asian Competition) + NEXT AWARD, DMZ International Documentary Film Festival, Südkorea.
"Poignant - berührend" urteilte der britische Economist über den Film. "Mitreißend und einfühlsam," befand das US-Dokumentarfilm-Flaggschiff "Point of View". Dessen Direktorin schrieb:
"Mit der Macht filmischer Bilder erzählt MIDWIVES eine zutiefst menschliche Geschichte davon, wie man Gräben überwinden und Verfolgung bekämpfen kann. Die Frauen beweisen Mut, sich gegen Unterdrückung zu stellen."
Zu den prestigeträchtigen Festivals, die den Film zeigten, gehörten HotDocs Toronto, CPH:Dox Kopenhagen, Minneapolis St Paul IFF, Docs Against Gravity, Polen, Human Rights Watch FF, New York, DocAviv, Tel Aviv, Sydney Film Festival, Australien sowie beim Sheffield International Documentary Film Festival (UK).
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Midwives
Musik: Olivier Alary, Johannes Malfatti; Produktion: Bob Moore, Andrea Roggon, Snow Hnin Ei Hlaing, Ulla Lehmann, Mila Aung-Thwin; Drehbuch: Snow Hnin Ei Hlaing; Regie: Snow Hnin Ei Hlaing; Kamera: Soe Kyaw Htin Tun; Sound Design: Andreas Mühlschlegel; Montage: Mila Aung-Thwin, Ryan Mullins, Snow Hnin Ei Hlaing
Deutschland/Kanada/Myanmar 2022; FSK 12; Sprachfassung: Birmanisch. Untertitel: Deutsch, Deutsch (SDH); 1 Online-Ressource (92 min); Bild: 1,85:1 HD
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