Badgad, Ende Dezember 2006, drei Jahre nach der US-geführten Irak-Invasion. Es ist eine Zeit intensiver religiöser Gewalt, der nächtlichen Ausgangssperren und ähnlichen Einschnitte, die der andauernde Besatzungszustand des Landes mit sich bringt.
Sara (Darina Al Joundi), eine alleinerziehende Schriftstellerin, ist das warme Herz ihrer Nachbarsgemeinde irgendwo in Bagdad: Hier wohnt Kamal, der im Iran in Kriegsgefangenschaft war und nun versucht, neu anzufangen. Seine schwangere Frau Mona hingegen kann ihre Kinder aus der früheren Ehe nicht vergessen. Eine der Nachbarinnen ist Monas Mutter Nermeen, deren Sohn verschwunden ist. Und da ist Saras depressive Freundin Dijla, die kein Glück mit Männern hat und von Sara aufgemuntert wird.
Doch auch im Privaten bricht die Nachkriegsrealität immer wieder ein: Sabiha, eine christliche Freundin von Sara, wird von religiösen Fanatikern bedroht und geht ins Exil. Der Fahrer des Schulbusses von Saras neunjähriger Tochter Reema wird erschossen. Ihr Nachbar Nabil kommt bei einem Bombenanschlag auf ein Café ums Leben. Und so steht Sara wie viele ihrer Angehörigen, Freunde und Nachbarn vor der Frage, ob sie den Irak verlassen soll. Bei einer Bootsfahrt auf dem Tigris mit ihrer Tochter trifft Sara ihre Entscheidung...
"Über allem schwebt eine unbestimmte alltägliche Angst. In einem ruhigen, in Anbetracht der Lage erstaunlich unaufgeregten Ton erzählt Maysoon Pachachi ihre kleinen Geschichten. Sie schaut den Menschen zu, die nach Orientierung suchen, und man weiß, innerhalb der Handlung werden sie kein eindeutiges Ziel formulieren können. (...)
Das Filmland Irak ist für die meisten Kinogänger ein weißer Fleck. Man weiß wenig über Finanzierungsmöglichkeiten und Zensur. Maysoon Pachachi schaut aus dem Exil auf ihre Heimat. Sie lebt, arbeitet und unterrichtet in Großbritannien und setzt sich in vielerlei Hinsicht für die Rechte von Frauen ein. So erklärt sich die starke Konzentration auf Frauen in ihrem Film, denn in einer nachhaltig männerdominierten Gesellschaft sind vor allem Frauen die Leidtragenden. Und diese Frauen können oft nicht ins Exil gehen, sie sind gebunden, finanziell wie emotional, unfrei in ihren Entscheidungen." (Ulrich Sonnenschein, auf: epd-film.de)
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Unser Fluss ... Unser Himmel
Schauspieler: Basim Hajar, Meriam Abbas, Amed Hashimi, Mahmoud Abo al Abbas, Zaydun Khalaf, Darina Al Joundi, Badia Obaid, Zainab Al-Ghanimi, Labwa Arab; Regie: Maysoon Pachachi; Produktion: Patrice Nezan, Laurent Versini, Maysoon Pachachi, Alexander Ris, Talal Al-Muhanna; Drehbuch: Irada Al-Jubori, Maysoon Pachachi; Musik: Mario Schneider; Kamera: Jonathan Bloom; Montage: Alexandre Donot
Deutschland/Frankreich/Irak/Katar/Kuwait/Vereinigte Arabische Emirate/Vereinigtes Königreich 2023; FSK 12; Sprachfassung: Arabisch. Untertitel: Deutsch; 1 Online-Ressource (117 min); Bild: 1:2,35 HD
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