Filmemacherin Sibylle Schönemann wurde in der DDR 1984 plötzlich und ohne Vorwarnung aus politischen Gründen inhaftiert. Mit den beiden Töchtern (6 und 10) und ihrem damaligen Mann Hannes Schönemann lebte sie in Potsdam. Auch Hannes Schönemann wurde verhaftet, getrennt von seiner Frau. Das Ehepaar hatte einen Ausreiseantrag gestellt, weil sie in der DDR keine berufliche Zukunft für sich sahen. Sonst hatten sie sich aber politisch kaum exponiert.
Die Verhaftung der Schönemanns erfolgt völlig willkürlich, kommt als Schock, zerreißt die Familie. Wie lange die Haft dauern würde, wussten die Eltern ebensowenig wie die Töchter, die während der Haft der Eltern zu Verwandten kommen. Die Ungewissheit war total.
Nach Verurteilung zu 12 Monaten Gefängnis wurden die Schönemann-Eltern schließlich in den Westen abgeschoben, freigekauft durch die Bundesrepublik. Einige Zeit danach durften auch die Töchter den Eltern in den Westen folgen. Für die Familie war danach nie wieder etwas wie vorher.
1990 ging Sibylle Schönemann zurück an die Orte ihrer Haft und befragte Menschen, die Verantwortung für die Beschädigung ihrer Familie trugen. Die weisen eine Verantwortung ausnahmslos zurück und berufen sich darauf, nach Recht und Gesetz gehandelt zu haben. Manche verweigern sich ganz.
Im Rückblick stellt die Regisseurin fest: Nur in einem ganz kurzen Zeitfenster direkt nach dem Mauerfall, in der Zusammenbruchsphase der DDR, war es überhaupt möglich, diesen Film zu machen. Später, vermutet Schönemann, hätte kaum einer der Beteiligten überhaupt noch etwas in eine Kamera gesagt.
Ein im Januar 2020 geführtes Gespräch mit der Filmemacherin findet sich in den weiterführenden Links.
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Verriegelte Zeit
Drehbuch: Sibylle Schönemann; Kamera: Thomas Plenert; Regie: Sibylle Schönemann; Mitwirkende: Hannes Schönemann, Tamara Trampe; Produktion: Bernd Burkhardt, Alfred Hürmer; Montage: Gudrun Steinbrück; Musik: Tamás Kahane
DDR 1991; FSK 0; Sprachfassung: Deutsch; 1 Online-Ressource (91 min); Bild: 16:9 HD
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