Guignard, Théo (Künstler)
Labyrinthe
Bilderbuch

Buch raus, Stifte weg! Bevor man dieses Bilderbuch öffnet oder mit jüngeren LeserInnen ansieht, sollte man sich gut überlegen, ob man nicht alle Stifte in die dafür vorgesehene Schublade räumt. Denn um an den Ausgang jedes Labyrinths zu gelangen, könnten die Fähigkeiten der Zeigefinger-Augen-Kombination an ihre Grenze stoßen. Zu kleinteilig, zu verwinkelt und zu verspielt werden die Routen im Laufe dieser etwas anderen Wimmelbuchvariante. Das Konzept ist nicht neu: Neben Kreuzworträtsel, Sudoku und Fehlersuchbild darf das Bleistiftlabyrinth in der beliebten „Rätselrevue“ nicht fehlen. Inno- vativ ist jedoch die Verbindung mit einer ästhetischen Gestaltung, die an den Clip-Art-Stil der 1990er-Jahre erinnert und die dieses Buch aus den Niederungen der trivialen Ratespaßecke in den Bereich der avantgardistischen Illustrationskunst hebt. Oder besser: beides verbindet. Der Lesesozialisation verpflichtet, startet man mit einer Figur (oder einem Vogel oder einem Fahrzeug) in der Ecke links oben (oder links unten) und entdeckt das Ziel (oder das Rendezvous oder die Monopolyspielrunde) auf der diagonal gegenüberliegenden Seite. Beim ersten Aufschlagen des Buches geht es noch gar nicht darum, den Weg durch das Labyrinth zu finden. Die Idee des Buches, die unterschiedlichen Welten (und Zeiten) und der sich ins Aberwitzige steigernde Schwierigkeitsgrad regen dazu an, einmal ganz durchzublättern. Die zweite Runde steht ganz im Zeichen des kompetitiven Lesemodus, die dritte um zu verifizieren, ob das Gelingen dem Zufall geschuldet war und die vierte um die vielen kleinen Details der Wimmelbilder zu entdecken. Das Bildprogramm gestaltet sich nämlich sehr abwechslungsreich und so ist keines der 17 Labyrinthe thematisch miteinander verbunden. Von einer römischen Palastanlage geht es in eine bunte Mikrobenwelt, über die Highways einer futuristischen Megacity hinter die Mauern einer Burgstadt und auch an einen maßlos überfüllten Adriastrand. Das ständige Spiel mit der Perspektive lädt die BetrachterIinnen zu immer neuen Betrachtungsweisen ein und so sieht man sich – Lignano lässt grüßen – aus der Vogelperspektive dem labyrinthischen Gang zwischen Badetuch, Sonnenschirm und Luftmatratze ausgesetzt. Spätestens an der Fassade des Centre Pompidou stellt man fest, dass dieses Bilderbuch kein „Kinderspiel“ ist, dass die Fahrt durch die Einbahnen einer Großstadt mit Finger ähnlich anstrengend ist wie mit dem Auto und dass die Lösungen auf der letzten Doppelseite lediglich anzeigen, dass es praktisch möglich ist ans Ziel zu gelangen. Buch zu, nochmal von vorne!

Altersempfehlung: ab 5 Jahren.


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Personen: Guignard, Théo (Künstler)

Schlagwörter: ohne Text

Jm 1 Gui

Guignard, Théo (Künstler):
Labyrinthe / Théo Guignard. - 1. Aufl. - Wien : Jungbrunnen, 2017. - [40] Seiten : Illustrationen. - Aus d. Franz.
ISBN 978-3-7026-5910-3 geb : ca. EUR 17,95

Zugangsnummer: 2017/0421 - Barcode: 2-3091033-9-00005526-0
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