Wenn die Diagnose "Krebs" das Leben und einen selber verrückt. (NK) Kurt Langbein hat die Diagnose "Krebs" als Medizinjournalist unzählige Male in die Tasten geklopft, ein Wort eben, eine Krankheitsbezeichnung und dann kommt schon der nächste Satz. Nur dann, wenn "Krebs" zur eigenen Diagnose wird, sich ohne Vorwarnung neben einen auf den Patientenstuhl setzt, entstehen solche Bücher. Dieses Buch ist bereits in allen Journalen besprochen worden, sein Autor ist ein begehrter Interviewpartner geworden. Das sind zwei Gründe zum Thema "Aktualität des Buchbestandes" und hier folgt meinerseits ein dritter Grund für den Kauf des Buches: Ehrlichkeit, persönlicher Zugang, Selbsthinterfragung, offene Fragen bei bestem Informationsstand. Nicht der Wissenschaftsjournalist Kurt Langbein hat Krebs, sondern der Mensch, der Sohn, der beim Sterben seines Vaters dabei war, der Mann, der Partner, selbst Vater eines Sohnes, beschreibt das Leben mit der Diagnose, nach der Diagnose, trotz der Diagnose. Ein Gedanke, der bleibt, ist: "Prostatakrebs mit 55 - warum?", ein anderer die Auseinandersetzung mit "heilbar oder unheilbar". Am Ende des Buches ist das "Leben wieder gerade gerückt", der Autor besucht den Goldkurs der Tanzschule, tanzt auf Festen, steigt auf Berge und beschreibt mit allen Brüchen, auch Textbrüchen, die Veränderungen in den vergangenen zwei Jahren. Ein wichtiges Buch für so genannte "Betroffene" - wer ist das eigentlich nicht? - mit einer sehr aktuellen und fundierten Literaturliste. Die Grenzen von "gesund" und "krank" sind fließend, das ist ein Nach-Gedanke: Ein wichtiges Buch, ein ehrlicher Text, eine fundierte Analyse und ein hartnäckiger Dialog zwischen Kopf und Körper. *bn* Christina Repolust
Rezension
Personen: Langbein, Kurt
Langbein, Kurt:
Radieschen von oben : über Leben mit Krebs / Kurt Langbein. - Salzburg : ecowin, 2012. - 215 S.
ISBN 978-3-7110-0024-8
Erfahrungsberichte und Lebensbilder - Signatur: BO Lang - Buch