Erzählungen über Teenager mit prekären Familienverhältnissen aufgrund alkoholkranker Elternteile, Armut und eifersüchtiger Geschwister sind keine Seltenheit im Bereich der Jugendliteratur. Mit diesen Widrigkeiten sehen sich auch Tippi und Grace konfrontiert. Die schwierigen Lebensumstände erhöhen sich im Falle der beiden Teenager allerdings um das Doppelte. Wie der Romantitel bereits verrät sind sie „Eins“; siamesiche Zwillinge, genauer gesagt „Ischiopagus Tripus“ und somit an der Hüfte miteinander verbunden. Die schützende Isolation durch Privatunterricht können sich die Eltern irgendwann nicht mehr leisten, womit sie auf Dauer den Ressentiments und voyeuristischen Blicken ihrer Umwelt ausgesetzt sind. Im Kontrast zu den problembehafteten Inhalten, die Sarah Crossan auf „einer Verschmelzung von Geschichten echter siamesischer Zwillinge“ basieren lässt, steht die Form: die Autorin wählt Ich-Perspektive und Flattersatz. Grace nähert sich in ihrer Erzählung der Leichtigkeit der freischwebenden Verse immer wieder an, wenn sie von Freundschaft, Liebe und dem Leben außerhalb der Familienbande berichtet; und das alles zum ersten Mal. Mit hohem Tempo, ohne Blick zurück und ohne Verschnaufpause wollen die Zwillinge das neue Leben in der Gesellschaft auskosten, bis sie ihr doppelt belasteter Körper zum Stehenbleiben zwingt. „Die Geschichte, wie es ist, zwei zu sein. Die Geschichte, wie es ist, eins zu sein“, berichtet von einer außergewöhnlichen Geschwisterliebe und einer außergewöhnlichen Wahrnehmungsform, die in einer außergewöhnlich poetischen Form ihre Entsprechung finden.||
Personen: Crossan, Sarah Setsman, Cordula (Übers.)
JE
CRO
Crossan, Sarah:
Eins / Sarah Crossan. - München : Mixtvision, 2016. - 417 S. - Aus dem Engl. von Cordula Setsman
ISBN 978-3-95854-057-6 fest geb. : ca. € 17,40
JE - KuJ-Belletristik