Insgesamt werden in dem schön gestalteten, prachtvoll illustrierten und gut geschriebenen Buch 37 Habsburgerresidenzen vorgestellt, und zwar in Österreich, Südtirol, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Italien. Der Text bietet nicht nur die wichtigsten geschichtlichen Informationen, sondern auch viele bemerkenswerte Details sowie aufschlussreiche Legenden und Anekdoten. Beispielhaft sei zunächst auf die oberösterreichischen Objekte verwiesen. Die Burg Wels ist vor allem bekannt geworden durch Kaiser Maximilian I., der 1519 in ihr starb. Die lange Vorgeschichte ist nicht völlig geklärt, 400 Jahre lang war sie habsburgischer Besitz. In diese Zeit fällt auch der Tod des Kaisers. Erwähnung hätte die Leichenrede Johannes Fabers in der Stadtpfarrkirche Wels am 16. Jänner 1519 (veröffentlicht im 15. Jahrbuch des Musealvereines Wels) verdient. Seit 1937 befindet sich die Burg im Eigentum der Stadt Wels und beherbergt einen Teil des städtischen Museums. Das Linzer Schloss ist mit der Welser Burg insofern vergleichbar, als die bis ins 8. Jahrhundert zurückreichende Vorgeschichte ebenfalls im Dunklen liegt. Große Bedeutung erlangte der Bau als Kaiserresidenz unter Friedrich III., der 1493 hier seinen Tod erwartete, aber in einem Linzer Stadthaus verschied. In der Folgezeit spielte das Schloss immer wieder einmal eine wichtige Rolle. So residierte in ihm der aus dem großen Bauernkrieg bekannte Adam Graf Herberstorff (nicht: Herberstein!, vgl. 123). Im 30-jährigen Krieg wurde hier 10 Jahre lang (ab 1636) der Trierer Erzbischof Philipp Christoph von Sötern gefangen gehalten. 1800 wurde bei einem Brand der Stadt Linz der Südflügel zerstört, der nun im Hinblick auf das Jahr 2009 (Europäische Kulturhauptstadt) wieder errichtet wird. Seit 1959 dient der Bau musealen Zwecken, auch dies eine Parallele zur Burg Wels. Die Kaiservilla in Bad Ischl war zuvor Privatbesitz, wurde 1853 von Erzherzogin Sophie erworben und 1854 ihrem Sohn Kaiser Franz Joseph anlässlich seiner Hochzeit mit Prinzessin Elisabeth von Bayern zum Geschenk gemacht. Der Kaiser hielt sich gerne hier auf, frönte seiner Jagdleidenschaft und unterzeichnete in der Villa 1914 die "fatale Kriegserklärung" an Serbien, die das Ende der Monarchie besiegeln sollte. Das Gebäude ist noch heute im Besitz der Habsburger, kann aber von Touristen, die denn auch in großen Scharen kommen, besichtigt werden. Das Seeschloss Orth am Traunsee dürfte ins 10. Jahrhundert zurückreichen und gelangte 1483 an den Landesfürsten Kaiser Friedrich III. Im Jahre 1493 unterzeichnete hier Kaiser Maximilian I. den Ehevertrag mit seiner zweiten Gemahlin Bianca Maria Sforza. 1625 erwarb (der schon erwähnte) Adam Graf Herberstorff das Schloss, in welchem er 1634 starb. Es kam dann an Kaiser Leopold I., später an den Neffen von Erzherzogin Maria Theresia, Leopold II. von Toskana (gest. 1870) und schließlich von diesem an Erzherzog Johann Salvator, der von einer Reise nach Valparaiso (1890) nicht mehr zurückkam. 1911 wurde er für tot erklärt. Nach dem Ende der Monarchie kamen die beiden Schlösser (auch das im 17. Jahrhundert errichtete Landschloss) an die Bundesforste. Das Seeschloss wurde 1995 von der Stadt Gmunden gekauft. Von den heute nicht in Österreich gelegenen Residenzen sei die Burg Runkelstein bei Bozen herausgegriffen. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist vor allem berühmt wegen der Fresken aus der Zeit um 1390, die den "größten heute noch erhaltenen Freskenzyklus des Mittelalters" darstellen. Mit Sigmund dem Münzreichen kam die Burg in habsburgischen Besitz und ging später auf Kaiser Maximilian I. über, der auch die Fresken "erneuern" ließ. Das kann aber nicht "zu Anfang (!) des 15. Jh." geschehen sein (vgl. 168), gemeint ist wohl "Ende des 15. Jh.". "Im Jahre 1893 übertrug Kaiser Franz Joseph die Burg an die Bozner Bürger". Sieht man von einigen Fehlern ab, empfiehlt sich das schöne Buch zum Lesen und Schmökern. Das beigegebene Register ist bedauerlicherweise nicht ganz vollständig. So wird darin etwa der oben erwähnte Trierer Erzbischof von Sötern nicht ausgewiesen. *Theologisch-praktische Quartalschrift* 2/2008 Rudolf Zinnhobler
Personen: Etzlstorfer, Hannes Hajni, István
EH
HAB
Habsburg : die schönsten Residenzen / Hannes Etzlstorfer ; István Hajni. - Wien : Kremayr & Scheriau, 2007. - 224 S. : überw.Ill.
ISBN 978-3-218-00771-9 fest geb. : ca. Eur 29,90
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