Der Kinderbuchklassiker von Johanna Spyri neu erzählt und illustriert. (ab 5) (JD) Die Geschichte des Schweizer Waisenkindes, das nur in seiner ursprünglichen Umgebung, den Schweizer Alpen, gedeihen kann und - zwar gut gemeint - aus seinem herkunftsmäßigen Umfeld herausgerissen wird, hat in meiner Kindheit starken Eindruck auf mich gemacht. Heute langweilen der ausufernde Stil und die romantisch verklärende Sicht des Landlebens. Aktuell geblieben ist, wie Spyri das Leid von Heidi darstellt, sie zum Prototyp aller Kinder macht, die entwurzelt werden; ob sie nun die Alp und ihren Alpöhi verlassen oder als Migrantenkinder in die Fremde müssen. Peter Stamm hat diese Geschichte bearbeitet und es gelingt ihm, obwohl er weder Ort noch Zeit der Handlung verändert, ihr ihre Allgemeingültigkeit zu lassen. Hannes Binder überbrückt mit der für ihn typischen Illustrationsweise der alten Schabetechnik die hundert Jahre, die seit dem Entstehen von "Heidi" vergangen sind. Er beschwört damit den Zauber dieser Zeit und das Ambiente der Schweizer Hochgebirgslandschaft mit Bildelementen moderner Buchgrafik herauf. Er zoomt, er verzerrt perspektivisch, er reiht Bildfolgen aneinander und koloriert das grafische Schwarz-Weiß ganz zart. Dass Heidis Gesicht ein besonders dunkles Inkarnat bekommen hat, ist wahrscheinlich grafisch bedingt, aber es gab den Anstoß für obige Gedanken. "Heidi" ist ein kunstvoll durchdachtes und gestaltetes Buch, das auch Erwachsene erfreuen kann. *bn* Helene Kukelka
Personen: Spyri, Johanna Stamm, Peter Binder, Hannes (Ill.)
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HEI
Heidi / nach Johanna Spyri. Erzählt von Peter Stamm. Mit Bildern von Hannes Binder. - Zürich : Nagel und Kimche, 2008. - 41 S. : überw. Ill. (farb.) ; 22,30 cm x 29,90 cm cm
ISBN 978-3-312-00982-4 fest geb. : ca. Eur 17,40
JE - KuJ-Belletristik