Göhlich, Susanne
Medium der interaktiven Leseförderung Antolin Juri fliegt zu den Sternen
KuJ-Belletristik

It's a man's world. Und auch der Weltraum war lange Zeit fest in der Hand von echten Kerlen. Zum 50. Jahrestag des ersten bemannten Raumflugs zielen denn auch ein paar Bilderbücher in Richtung männliche Zielgruppe. Der leiv Verlag verpackt die Geschichte von Juri Gagarin, der 1961 als erster Mensch die Erde umrundete, in ein Wimmelbuch. "Juri hebt ab - Gewimmel am Himmel" heißt das Werk, in dem Illustrator Matthias Lehmann mit kunterbunten, flächigen Zeichnungen seine Variante des Heldenmythos' entwirft: Demnach wollte schon Klein-Juri einst im kalten russischen Winter hoch hinaus. Während seine Freunde Schlittschuh laufen, starrt er in den Himmel, den Lehmann mit Heißluftballons, Zeppelinen und Ufos als Parallelwelt ausmalt. Nach einer harten Ausbildung im Kosmonauten-Trainingslager - einer Mischung aus Kaderschmiede, Olympiastützpunkt und russischem Staatszirkus - geht's für den jungen Russen endlich nach oben. Dort ist alles anders als vermutet, denn auf dem Mond wohnt eine Bücherratte, ein Affe rotiert völlig schwerelos an ihm vorbei, während niedliche Aliens in einem aufgemotzten Auto die Galaxie unsicher machen. Juri ist zufrieden und erzählt fortan dem Nachwuchs die wahre Geschichte, die so in keiner Chronik zu lesen ist. Auch die Illustratorin Susanne Göhlich schreibt in "Juri fliegt zu den Sternen" die Geschichte um. Den Titelhelden begleitet ein Dackel namens "Laika" in den Orbit. So hieß auch in der Realität die arme Sau, pardon: Hündin, die von den Russen 1957 in einer Rakete ins All geschickt wurde. Juri ist in Göhlichs Bilderbuch ein jugendlicher Erfinder, der im heimischen Schuppen an der Rakete "Wostok" tüftelt, die eines Tages Hund und Mensch ins All bringt. Dort treffen die beiden bei einer Notlandung auf einem Weltraumschrottplatz das ko(s)mische Monster "Groll", das nur aus Lust und Laune Wirbelstürme inszeniert. Natürlich können Laika und Juri den Groll überlisten und unbeschadet den Heimflug antreten. Und dann geht's auch gleich ins Bett. Göhlich inszeniert das Weltraumabenteuer als handgemachten Tagestripp, in dem es ziemlich irdisch zugeht: Juris Astronauten-Kanzel gleicht einem Heimwerker-Bastelraum und in der Rakete fliegen Laikas Würstchen und Juris Äpfelchen quer durcheinander. Auch Groll ist eher ein ungeschlachter Müllmann, der die Zivilisationsabfälle einer übersättigten Konsumgesellschaft bewacht, denn ein Horror-Alien. Schön, dass die Zeichnungen und der Text sich so gut ergänzen und zusammenspielen. So können kleine Kinder nach den vielen witzigen Details suchen und die Fülle der Illustrationen aufnehmen, während die großen VorleserInnen den Textpart übernehmen. Richtig gut gelungen ist auch die Kombination von comicartigen Zeichnungen (Torill Kove) und Text (Endre Lund Eriksen) in "Vom ersten Mann, der auf den Mond pinkelte". Die Zeichnungen erzählen als aneinandergereihte Bilderfolge mit Sprechblasen einen Teil der Geschichte, illustrieren den Text oder zoomen voller Detailfreude witzige Szenen heran. Zwar wurde das 40-jährige Jubiläum der ersten Mondlandung bereits vor zwei Jahren gefeiert, dennoch passt das freche Werk gut in unsere Bücherschau mit intergalaktischen Helden. Bei Endre Lund Eriksen zelebriert der Astronaut Edwin "Buzz" Aldrin seine Wut zwischen kiefermalmender Männlichkeit und beleidigter Leberwurst. Denn er, "der Kräftigste. Und der Beliebteste. Und der Witzigste" soll seinem Kumpel Neil Armstrong auf dem Mond den Vortritt lassen? "Nummer zwei ist Silber. Silber ist Mist, das weiß jeder", regt sich Buzz auf. Und kriegt erst wieder die Kurve, als in den wichtigsten Sekunden der Mission echter Teamgeist gefragt ist. Eriksen zeigt uns die Helden von ihrer menschlichen Seite und holt sie damit zurück auf die Erde: Neil Armstrong ist für ihn ein Sklave seiner Checklisten, "Buzz" Aldrin ein Möchtegern-Held, der wenn's drauf ankommt nur ein ängstliches "Ich trau mich nicht" herausbringt und Michael Collins ein Zwietracht säender Feigling. Wer denn nun der erste Mann war, der auf den Mond pinkelte? Natürlich "Buzz", der damit in bester Alpha-Männchen-Manier sein neues Revier markiert. Den beiden Norwegern ist eine überzeugende Geschichte gelungen, die nicht nur kleine Jungs zum Lachen, Staunen und Nachdenken bringt. *ag* Heike Byn||


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Personen: Göhlich, Susanne

Schlagwörter: Raumfahrt Rakete Phantastische Geschichte Antolin Klasse-2

JD.P
GÖH

Göhlich, Susanne:
Juri fliegt zu den Sternen / Susanne Göhlich. - 1. Aufl. - Frankfurt am Main : Moritz-Verl., 2011. - [40] S. : überw. Ill.
ISBN 978-3-89565-230-1 fest geb. : Eur 12,95

Zugangsnummer: 0020502001 - Barcode: 6104212653
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