So wie es Krimis, Gedichte oder Reiseromane als literarische Gattungen gibt, die den Vertrieb der Bücher und die Diskussionen darüber erleichtern, gibt es auch die Weihnachtsliteratur. Ähnlich wie beim Salzburger Jedermann, wo jeder wichtige Schauspieler einmal auftreten muss, muss auch jeder wichtige Autor einmal im Leben ein Weihnachtsbuch herausgebracht haben. Im heurigen Jahr 2011 haben das der Kabarettist Christoph Grissemann und die Radio-Legende Ernst Grissemann übernommen. Beide gehen durchaus unkonventionell zur Sache. Ernst Grissemann etwa schreibt, dass ihn Weihnachten stets an weinen erinnert, denn er müsse jedes Jahr zu Weihnachten so lange Lesungen abführen, bis das Publikum auch ordentlich gerührt sei. Und Christoph Grissemann fackelt nicht lange unterm Baum herum und liefert unter anderem vier holprige Weihnachtsgedichte, die an Geradlinigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. "Zum Essen gibt's Forelle blau, / und Onkel Hans, die blöde Sau, / hat in dieser heilgen Nacht / sich durch Erhängen in der Küche umgebracht. // Die Stimmung ist nicht sehr getrübt, / denn Onkel Hans war nie beliebt. / Der Papa hängt den Onkel Hans / einfach an den Baum zum Weihnachtskranz." (119) Dass Weihnachten leicht zur Entgleisung führt, beweisen in der Folge metallene Glitzer-Partikel von John Updike, eine Neujahrsrede eines Besoffenen von Anton Kuh oder ein verpatzter Onkel-Auftritt von Herzmanovsky-Orlando. Aber natürlich sind auch die berührenden Klassiker im literarischen Weihnachts-Ringelspiel enthalten, O. Henrys Polizisten-Geschichte etwa oder der Schneemann von Slawomir Mrozek und schließlich Heinrich Bölls epochale Geschichte "Nicht nur zur Weihnachtszeit." Der Titel "Klappe Santa" geht übrigens auf die Eröffnungs-Story von Ernst Grissemann zurück. Wieder einmal können sich bei den Vorbereitungen zu einem Glanzauftritt im Kaufhaus ein paar arbeitslose Weihnachtsmann-Darsteller und das unter Jugendschutz fungierende Christkind nicht über den Tarif einigen. Da beendet der mit der Kohle winkende Manager die Tarifverhandlungen mit den fulminanten Worten: Klappe, Santa! Jedes Weihnachten wäre vermutlich wie jedes Weihnachten, wenn es nicht auf dem Literatur-Sektor ein bemerkenswertes Begleitbuch gäbe. Christoph und Ernst Grissemann jedenfalls stillen die Sehnsucht, von Weihnachten seltsam berührt zu werden. Und das gelingt bekanntlich nur dadurch, dass man eine echte Weihnachtsgeschichte vorliest. Helmuth Schönauer

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Personen: Grissemann, Christoph (Hrsg.) Grissemann, Ernst (Hrsg.)

Schlagwörter: Weihnachten Advent