„Schönes Gebirge“ wird das Nashorn auf der ersten Seite genannt. Noch kann man sich aber nicht sicher sein, ob mit dem „schön“ auf wohlproportionierte Formen verwiesen wird oder ob Heinz Janisch auf das salopp formulierte „schön“ zurückgreift, das im Österreichischen auf erstaunlich große Ausmaße verweist. Illustriert wird das Nashorn von Helga Bansch in beiderlei Hinsicht. Die fein strukturierte, graue Haut des Dickhäuters nimmt auf jeder Doppelseite viel Platz ein und obwohl das Tier später als „Trauriges Gebirge“ zerknautscht im Abseits steht, weil aufgrund eines Unfalls das „Horn verbogen“ ist, bleibt es charismatisch und wird zur Identifikationsfigur für alle, die sich in ihrer Haut nicht wohlfühlen. Nachvollziehbar ist der Wunsch, die schwere Last einfach abzulegen, „auch so leicht [zu] sein wie das Schneeflockengezwitscher da oben!“ und von den Sorgen einfach wegzufliegen. Ein triftiger Grund für die in eine zurückgenommene Savannenlandschaft gesetzte, tonnenschwere Traurigkeit liegt allerdings gar nicht vor. Der tierische Altruismus, der dem Nashorn von einer ganzen „Truppe“, bestehend aus Erdmännchen, Schwalbe, Zebra, Giraffe und Elefant, entgegengebracht wird, ist bedingungslos in Text und Bild verankert. Sanft legt der Elefant seinen Rüssel auf den breiten Nashornrücken und sagt: „Ist doch gut so.“ Das illustrierte Wohlwollen zieht sich wie ein roter Faden durch das Bilderbuch und findet zudem in der Farbe Rot eine ästhetische Entsprechung. Helga Bansch setzt die Signalfarbe auch für den emotionalen Höhepunkt der Erzählung ein, der über den Bilderbuchrand hinausführt, das Nashorn zum Lachen bringt und dem Protagonisten sowie allen anderen klar macht, dass das Nashorn jetzt angekommen ist und einfach nur ein „Schönes Gebirge“ sein darf; was auch immer das heißen mag.||
Personen: Janisch, Heinz Bansch, Helga (Ill.)
JD.N
JAN
Janisch, Heinz:
Kommt das Nashorn / Heinz Janisch. Helga Bansch. - Wien : Jungbrunnen, 2016. - [13] Bl. : überw. Ill. (farb.) ; 28 cm
ISBN 978-3-7026-5895-3 fest geb. : ca. € 14,95
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