Geest, Simon van der
Medium der interaktiven Leseförderung Antolin Krasshüpfer
KuJ-Belletristik

„Du weißt nicht, was du in den Händen hältst. In diesem Heft, das du jetzt vor dir hast, habe ich den Krieg beschrieben, den Krieg zwischen mir und meinem Bruder. […] Lass dieses Heft ja nicht in die falschen Hände fallen.“ Mit dieser eindringlichen Bitte zieht Erzähler Hidde seine LeserInnen gleich zu Beginn ins Geschehen. Er wird sich immer wieder direkt an sie wenden, als Beistand gegen seine Angst, Einsamkeit, Schuldgefühle. Denn Hidde ist allein. Der Vater lange „weggeflogen“, die Mutter quasi abwesend („Unsere Mutter ist meistens unsichtbar. Wir sehen sie fast nie.“); der älteste Bruder tot; Jeppe, der zweitälteste, ein unangenehmer, aggressiver Tyrann, der von einem Tag auf den anderen, den „geheimen“ Keller, in dem Hidde seine umfangreiche Insektensammlung aufbewahrt, einfordert. Mit Jeppes Räumungs-Ultimatum beginnt ein verbissener Kampf um das begehrte Territorium, das beide mit allen (un)möglichen Mitteln verteidigen bzw. übernehmen wollen. Der „Krieg“ zwischen den Brüdern wird durch das jahrelang geteilte, tragische Geheimnis um den Tod des ältesten Bruders dynamisiert und verschärft. Familienverhältnisse und Grundstimmung dieser seltsam dicht erzählten Geschichte wirken bedrückend und erstarrt; Hiddes Haltung spannt sich von wild entschlossen bis konfus-verzweifelt; zwischen ihm und seinem Bruder herrscht zunehmend explosiv-unversöhnliche Stimmung, die im je eigenen Tun und Denken der beiden Kontrahenten deutlich wird. Hiddes mit Zeichnungen ergänzte, penible Aufzeichnungen, seine zum Teil beunruhigenden Verteidigungsstrategien, seine Entschlossenheit, sein Scheitern, seine Verzweiflung, und die diffuse Präsenz des toten Ältesten steigern das Tempo, intensivieren das Geschehen; LeserInnen werden in die Unerbittlichkeit dieses Konfliktes hineingezogen, hinter dem die Last einer unverrückbaren Abmachung steht. Beim finalen Showdown auf der Kellertreppe scheint sich – für einen kurzen Moment – die Vergangenheit zu wiederholen. Erst jetzt kann Hidde für sich einen Schlussstrich ziehen und damit zugleich einen Schritt in Richtung Selbstbestimmung setzen: Er gibt das Geheimnis preis, indem er es niederschreibt und fordert zugleich von Jeppe, endlich der Mutter die Wahrheit zu sagen. Es bleibt offen, ob er das tun wird. Hidde hat sich jedenfalls ein Stück „inneren Raum“ erkämpft; und er erkennt, dass er dasselbe für seine Insekten tun, sie in die Freiheit entlassen muss.||


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Personen: Pressler, Mirjam (Übers.) Geest, Simon van der

Schlagwörter: Antolin Klasse-6

Interessenkreis: grüner Punkt

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Geest, Simon van der:
Krasshüpfer / Simon van der Geest. - Stuttgart : Thienemann, 2016. - 236 S. : Ill. - Aus dem Niederländ. von Mirjam Pressler
ISBN 978-3-522-18425-0 fest geb. : ca. € 13,40

Zugangsnummer: 0028057001 - Barcode: 6104264379
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