Kann eine Bibliothekarin wirklich so Furcht erregend sein, wie alle meinen? Schwarzhumoriges aus dem Bücherreich. (ab 8) (JE) Kaum eine Gruppe literarischer Figuren wird mit so vielen Klischees in Verbindung gebracht wie die tapferen Bücherfrauen, genannt BibliothekarInnen. Und auch Eoin Colfer geht nicht gerade zimperlich mit ihnen um; doch er vermag Zuschreibungen so stark zu übersteigern und damit zu ironisieren, dass eine schwarzhumorige Erzählung von besonderem Charme entsteht: Wimmernde Kinder flehen ihre Eltern an, nicht in die Bibliothek zu müssen - zu groß ist der Horror vor der Bibliothekarin. "Mrs Murphy?", sagte Mama. "Das ist eine nette, alte Dame." Darauf Ich-Erzähler Tim: "Das Problem mit Erwachsenen ist, dass sie bloß das Äußere sehen. Aber Kinder kennen die wirkliche Wahrheit." Folglich wird aus konsequent kindlicher Perspektive die Erstbegegnung mit Mrs Murphy geschildert, die - so scheint es - Kinder an ihrem Schal herumschleift, weil sie "Fünf Freunde auf Schmugglerjagd" nur einen Tag zu spät zurückgegeben haben, die ihre Stempel aus dem Gürtel zieht wie Cowboys ihre Revolver und kein Pardon mit Unruhestiftern kennt. Und Kinder sind nun mal potentielle Unruhestifter. Unterstrichen von Tony Ross bitterbösen Zeichnungen wird die in der Tradition Roald Dahls stehende Entfremdung zwischen Kinder- und Erwachsenenwelt auf die Spitze getrieben. Lässt Knolle Murphy sich austricksen? Oder weiß gar wahres Risiko im Dienst der Leselust ihr Herz zu erweichen? Sehr zu empfehlen für LeserInnen ab 8 - und für alle BibliothekarInnen, deren einziger Trost es ist, dass es immer noch schlimmer kommen könnte… *bn* Heidi Lexe||
Personen: Colfer, Eoin Ross, Tony (Ill.) Jakobeit, Brigitte (Übers.)
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Colfer, Eoin:
Tim und das Geheimnis von Knolle Murphy / Eoin Colfer. Mit Bildern von Tony Ross. - Weinheim : Beltz & Gelberg, 2005. - 97 S. : zahlr. Ill. - Aus dem Engl. von Brigitte Jakobeit
ISBN 3-407-79898-9 fest geb. : ca. Eur 10,20
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