Diesmal wird es sehr persönlich für die kleine Flavia - sie will den Tod ihrer Mutter aufklären. Der letzte Band hatte ja mit einem Knalleffekt geendet: Der Vater hatte berichtet, man habe die vor fast elf Jahren während einer Tibetexpedition verschwundene Mutter gefunden. Nun versammelt sich die Familie am Bahnsteig, um den Sarg in Empfang zu nehmen. Da flüstert ein Mann Flavia eine seltsame Nachricht zu und wird kurz darauf vom einfahrenden Zug überrollt. Unfall oder Mord? Selbst der berühmte Ex-Premier Winston Churchill taucht auf, um Harriet de Luce die letzte Ehre zu erweisen, und fragt Flavia, ob sie mittlerweile ebenfalls eine Vorliebe für Fasanensandwiches entwickelt habe. Als Flavia auf dem Dachboden eine alte Filmrolle entdeckt, wird ihr allmählich klar, dass ihre Mutter nicht einfach nur abenteuerlustig, sondern eine Spionin im Dienste Großbritanniens war. Und ihre Gegenspieler haben sich noch längst nicht zur Ruhe gesetzt. Es ist Flavias persönlichster Fall und sie erfährt dabei so einiges über ihre Familie und das Familienfaktotum Dogger. Während sie beim Analysieren von Fakten und dem Finden von Hinweisen und Spuren zur Höchstform aufläuft, kann sie mit Gefühlen nur schlecht umgehen - egal, ob mit ihren eigenen oder denen anderer. Bradley zeichnet hier konsequent die Persönlichkeit der hochbegabten, leicht autistischen jungen Heldin weiter. Auch die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander werden mehrmals auf die Probe gestellt. Das Verhältnis Flavias zu ihren Schwestern ist angespannter denn je und ihre Unfähigkeit, Gefühle zum Ausdruck zu bringen, teilt sie mit ihrem Vater: "Ich hätte ihn gern gestreichelt, aber ich kannte meine Grenzen. Liebe auf Armeslänge hätte unser Familienmotto sein sollen…" Naturgemäß nicht ganz so humorvoll wie sonst, aber klug und sehr spannend, mit stimmigen Figuren, ist Flavias neuestes Abenteuer nicht nur für Jugendliche ab zwölf zu empfehlen.
Serie / Reihe: Flavia de Luce 6
Personen: Jung, Gerald (Übers.) Orgaß, Katharina (Übers.) Bradley, Alan
DR.J
BRA
Bradley, Alan:
Tote Vögel singen nicht : Roman / Alan Bradley. - München : Penhaligon, 2014. - 317 S. - (Flavia de Luce; 6). - Aus dem Engl. von Gerald Jung und Katharina Orgaß
ISBN 978-3-7645-3100-3 fest geb. : ca. € 20,60
DR.J - Belletristik