Prinzessinnen waren gestern : eine couragierte Cyborg-Cinderella auf Erfolgskurs Aschenputtel ein Cyborg? Rapunzel eine Hackerin? Rotkäppchens Großmutter eine Armeepilotin und verwickelt in die wohl größte Verschwörung der Mondbewohner gegen ihre kaltherzige Herrscherin? Märchen und Future Fiction? Kann das funktionieren? Ja, und wie! Und liest sich auch ganz wunderbar, denn das bemerkenswerte Debüt der US-amerikanischen Autorin überzeugt nicht nur mit der gelungenen Verschränkung von Science Fiction mit Märchenmotiven, sondern besticht durch lebendige, liebevoll ausgearbeitete Charaktere, ein komplex und klug gebautes Handlungsgerüst und ausgezeichnete Schreibe mit treffsicheren Dialogen. Fairytale & Future Fiction Majestätisch und bedrohlich - so präsentieren sich der Mond und dessen Bevölkerung in Marissa Meyers Luna-Chroniken, die in einer fernen Zukunft spielen: Seit langem versucht die Union Erde vergeblich, mit den Lunariern - Abkömmlingen einer irdischen Mondkolonie, aufgrund ihrer Fähigkeit zur Gedankenmanipulation gefürchtet - ein Friedensbündnis zu schließen. Angesiedelt ist das vierbändige Fantasy-Abenteuer in einer postapokalyptischen Welt: Um den Vierten Weltkrieg zu beenden und Frieden auf Erden zu gewähren, wurde der Asiatische Staatenbund gegründet. Doch nun, im Jahr 126 D.Z., gilt es, andere Schlachten zu schlagen: Letumose, die Blaue Pest, fordert weltweit immer mehr Tote. Ein Umstand, der der machtgierigen lunarischen Königin Levana in die Hände spielt: Sie bietet dem jungen Prinzen Kai ein Heilmittel gegen die Seuche an. Im Gegenzug soll er sie heiraten und zur Kaiserin des Asiatischen Staatenbundes krönen. Ansonsten drohe eine Invasion von Luna durch deren monströse Armee... Levana war jedoch nicht darauf gefasst, dass Prinz Kais Bekanntschaft vom Markt in Neu-Peking, die begnadete Mechanikerin Linh Cinder, ein Wörtchen mitzureden hat. Denn das von ihrem Vormund ausgebeutete Mädchen ist zu 36,28 Prozent nicht menschlich und entpuppt sich als couragierte Cyborg-Cinderella, die im Kampf um Prinz Kais Wohlergehen und das der gesamten Bevölkerung so manch neue Facette an sich kennenlernt... Soweit der gesellschaftspolitische Kontext, auf dem Meyers zukünftige, technisierte Welt mit Cyborgs, Androiden und Raumschiffen fußt. Sie entwirft einen stimmigen science-fiction-artigen Märchenkosmos, der durch seine faszinierende Ausgestaltung und die starken Frauenfiguren im Zentrum in seinen Bann zieht. In jedem Band gibt ein anderes Märchen den erzählerischen Rahmen vor. Meyer verwebt die altbekannten Stoffe aus „Aschenputtel“, „Rotkäppchen“, „Rapunzel“ und „Schneewittchen“ zu einem spannenden größeren Ganzen - Romantik und Märchenprinz inklusive. Toughe HeldInnen mit Herz auf Mission In „Wie Monde so silbern“ ist Cinder überzeugt, dass Prinz Kai sich schockiert von ihr abwenden würde, wüsste er von ihrer Arm- und Beinprothese, den Metallteilen und Kabeln, verborgen unter ihrer Haut. Doch seit der sympathische Prinz sie gebeten hat, seine Androidin zu reparieren, taucht er wiederholt an ihrem Marktstand auf und lässt sich auch von Cinders linkischen Ausflüchten nicht entmutigen: Zu sehr wünscht er sich, die toughe Mechanikerin möge ihn auf den Ball begleiten, auf dem er Königin Levana gegenübertreten muss. In „Wie Blut so rot“ schließt sich die temperamentvolle Scarlet dem undurchsichtigen Straßenkämpfer Wolf an, um ihre entführte Großmutter aufzuspüren. Die Armeepilotin hat ihrer Enkelin nicht nur das Fliegen von Raumschiffen beigebracht - was Cinder auf ihrer Flucht vor Levana und dem Staatenbund noch gelegen kommen wird. Äußerst spannend verknüpfen sich die verschiedenen Erzählfäden, durch die Verschachtelung der einzelnen Handlungsstränge entsteht eine extreme Sogwirkung. So findet sich in „Wie Sterne so golden“ der ehemalige Kadett der Air-Force Carswell Thorne an der Seite von Cress, Programmiererin der lunarischen Krone, wieder. Zeit, um seinen Charme spielen zu lassen, bleibt dem selbstverliebten Sprücheklopfer allerdings nicht: Cress‘ Zuhause, ein Satellit, beginnt die Erdumlaufbahn zu verlassen und in die Tiefe zu stürzen. Ein Abenteuer, das Thorne und die jahrelang in Verbannung lebende und daher ein klein wenig durchgeknallte Cress an ihre Grenzen treibt. Und den lässigen Frauenhelden dazu, seine ritterliche Seite zu entdecken. Mit jedem Band erweitert sich das Figurenpersonal, tun sich in der breit gefächerten Handlung neue Bezüge zwischen den Protagonisten auf. Und Cinder merkt: Sie ist nicht die Einzige, die gegen die bösartige lunarische Königin - über deren Vorgeschichte ein eigener, soeben auf Englisch erschienener Band („Fairest“) Aufschluss gibt - aufbegehrt. Gemeinsam mit ihrer sympathischen Crew macht sie sich auf den Weg nach Luna, um einen Umsturz anzuzetteln. Denn: Luna braucht keine Prinzessin, Luna braucht eine Revolution! Mehr darüber wird das Finale, das im November 2015 im Original erscheint, verraten. - Ein ansprechender Genre-Mix für LeserInnen ab 12 und alle Büchereien.||
Serie / Reihe: Die Luna-Chroniken 3
Personen: Becker, Astrid (Übers.) Meyer, Marissa
JE.J
MEY
Meyer, Marissa:
Wie Sterne so golden / Marissa Meyer. - Hamburg : Carlsen, 2014. - 571 S. - (¬Die¬ Luna-Chroniken; 3). - Aus dem Engl. von Astrid Becker
ISBN 978-3-551-58288-1 fest geb. : ca. € 20,50
JE.J - KuJ-Belletristik