Eine junge Hochstaplerin versucht, in der amerikanischen Upper-Class Fuß zu fassen, was nach einem kurzen Intermezzo grandios scheitert. (DR) Die 22-jährige Alex schlägt sich durchs Leben, indem sie oberflächliche Beziehungen mit reichen Männern eingeht. Sie hat keine Hemmungen ihre Gönner zu bestehlen und zieht weiter, wenn es brenzlig wird. Dies ist wieder einmal der Fall, als einer von ihnen nicht locker lässt und sie bedroht. So flieht sie aus New York und versucht in den Hamptons, den exklusiven Strandbezirken auf Long Island, unterzutauchen bzw. ein neues Opfer zu finden. Als sie Simon kennenlernt, scheinen ihre Probleme zunächst gelöst. Er nimmt sie auf schicke Partys mit, verwöhnt sie mit Schmuck und Designerkleidern und ermöglicht ihr, den Sommer ganz nach Lust und Laune zu verbringen. Wenn es nach ihr ginge, könnte das immer so weitergehen. Doch dann macht sie sich selbst einen Strich durch die Rechnung. Zuerst verursacht sie einen Schaden an Simons Luxusschlitten und hofft, dass er unbemerkt bleibt. Kurz darauf besucht sie mit Simon eine Party, auf der sie so heftig mit dem Ehemann der Gastgeberin flirtet, dass sie mit ihm in den Pool fällt. Simon regt das nicht besonders auf, er gibt ihr gelassen den Laufpass. Alex ist verzweifelt. Sie traut sich nicht nach New York zurück, dort hat sie zu viele offene Rechnungen und niemanden, bei dem sie unterschlüpfen könnte. Sie hofft, dass Simon sie wieder aufnimmt und spätestens bei seiner großen Gartenparty in sechs Tagen alles wieder vergessen sein wird. Es gilt also lediglich die Tage bis dahin zu überbrücken. Mit einer großen Tasche, in der ihre Habseligkeiten verstaut sind, wandert sie durch die Dünenlandschaft der Hamptons, hängt sich an Zufallsbekanntschaften, schummelt sich in eine Gruppe junger Leute ein, bis sie schließlich den erst 17-jährigen Jack kennenlernt, der große psychische Probleme hat. Mit ihm schlittert sie ganz offensichtlich auf eine Katastrophe zu, welche die Autorin allerdings ausspart. »Die Einladung« ist die exakte Analyse einer Gesellschaft, in der die sozialen Interaktionen von Menschen unterschiedlicher Milieus einem unerbittlichen Muster folgen. Die Illusion, dass Liebe Machtverhältnisse außer Kraft setzen könnte, lässt Emma Cline grandios zerschellen. Sie schildert weder die Angehörigen der Upper Class noch jene, die wie Alex versuchen, mit Jugend und Attraktivität in diese Kreise aufzusteigen, als sympathische Zeitgenossen. Das macht ihren Roman freilich nicht zu einer erbaulichen, dafür aber großartigen und spannenden Lektüre, die man nicht aus der Hand legen kann.
Personen: Cline, Emma Baark, Monika
Clin
Cline, Emma:
¬Die¬ Einladung / Emma Cline.: Aus dem Engl. von Monika Baark. - München : Hanser, 2023. - 317 S.
ISBN 978-3-446-27757-1 fest geb.: Eur 26,70
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