Bildgewaltige Erzählung über eine dreißig Jahre zurückliegende Kindheit am Dorf und eine ganz besondere Freundschaft. (DR) Als die Ich-Erzählerin nach dreißig Jahren in ihr Heimatdorf zurückkehrt, hat sie Herrn Klotho - einen ausgestopften Maulwurf - bei sich, das Einzige, was ihr von Tanja, ihrer Freundin aus Kindheitstagen, geblieben ist. Sie erinnert sich zurück und erzählt die Geschichte ihrer Freundschaft mit Tanja, dem wilden rothaarigen Mädchen, das eines Tages plötzlich im Dorf auftaucht, sich über alles, was verboten ist, hinwegsetzt und sich über alle und alles lustig macht. Tanja ist meist schmutzig und unfrisiert, hat immer und überall den Maulwurf »Herrn Klotho« dabei und sie hat die verrücktesten Ideen. Die Erzählerin - eigentlich ein braves, adrettes Mädchen, das nie für Ärger sorgt - ist fasziniert von der unkonventionellen Tanja und erlebt mit ihr die wildesten Abenteuer. Doch eines Tages ist Tanja verschwunden. Ein sprach- und bildgewaltiger Roman, der mit viel Ironie erzählt, wie zwei Mädchen sich in einer engstirnigen Dorfgemeinschaft in den 1990er Jahren ihre eigene Welt erschaffen. Kerstin Brune hat stark überzeichnete Charaktere geschaffen, die jeder für sich dem Klischee des dumpfen Dorfbewohners entsprechen. Sie bringt ihrem Publikum die provinzielle Atmosphäre, in der eine klare Hackordnung herrscht, der keiner entkommen kann, mit viel Zynismus näher. Eine berührende und nostalgische Erzählung, die phasenweise etwas langatmig ist, aber insbesondere durch die Sprachgewandtheit und den Wortwitz der Autorin besticht.
Personen: Brune, Kerstin
DR Brun
Brune, Kerstin:
¬Die¬ Jahre des Maulwurfs : Roman / Kerstin Brune. - München : Penguin Verlag, 2022. - 457 S.
ISBN 978-3-328-60181-4 fest geb.: Eur 22,70
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