Eine italienische Familiensaga der anderen Art. (DR) Natalia Ginzburg galt als die Grande Dame des linken Einaudi Verlags, der Italiens Literaturszene nachhaltig von 1945 bis in die achtziger Jahre prägte. In vorliegender Erzählung wird das Schicksal einer begüterten Familie in einem kleinen italienischen Dorf beschrieben. Die ältere Generation erlebt den Faschismus und selbst der Großvater, ein erfolgreicher Industrieller, liebäugelt mit dem Sozialismus. Nach dem Krieg zersplittert die große Familie immer mehr. Kein Happy End, keine Harmonie ist den Familienmitgliedern vergönnt, stattdessen gehören Zerwürfnisse und Scheidungen zum Alltag. Trotz aller Zerfallstendenzen - das italienische Landleben verflüchtigt sich ebenso wie der gesellschaftliche Zusammenhalt - wirken in den Figuren immer noch Kräfte, die ein Zusammengehörigkeitsgefühl wachrufen. Und immer wieder tritt die autoritäre und vereinnahmende Mutter auf - der Schatten der viel besungenen italienischen "Mama Mia". Der Roman zeigt, wie sich die Hoffnungen der Italiener, nach dem Ende des Kriegs eine neue Gesellschaft zu verwirklichen, unwiederbringlich zerschlugen. Der Text besticht durch atmosphärische Schilderungen und vermittelt eine sanfte Melancholie, die wohl viele LeserInnen empfinden, wenn sie an vergangene Zeiten und Hoffnungen denken. Doch hinter den Wogen der Traurigkeit blitzt immer wieder feiner Humor auf.
Personen: Ginzburg, Natalia Vollenweider, Alice Calvino, Italo
DR Ginz
Ginzburg, Natalia:
¬Die¬ Stimmen des Abends / Natalia Ginzburg. Aus dem Ital. von Alice Vollenweider. Mit einem Nachwort von Italo Calvino. - Berlin : Wagenbach, 2021. - 138 S.
ISBN 978-3-8031-1364-1 fest geb. : ca. EUR 18,50
Romane, Erzählungen und Novellen - Belletristik