Die US-Amerikanerin Phillips führt uns in diesem Roman auf die russische Halbinsel Kamtschatka. Hier verschwinden eines Tages zwei Schwestern spurlos. Im ersten Kapitel wird ihre Entführung erzählt. Die folgenden Kapitel lassen Frauen zu Wort kommen, die mal mehr, mal weniger von dem Verschwinden der Mädchen betroffen und deren Leben miteinander verwoben sind. Gewährt werden Momentaufnahmen ihres Alltags. Immer geht es dabei um Leben, die vor allem durch das Vorhandensein von Männern erschwert werden. Sei es, weil sie die Frauen schwängern, weil sie ihnen nicht den erträumten Lebensstil bieten, weil sie unerwartet sterben, trinken, unambitioniert, herrisch oder eifersüchtig sind. Alle Frauen eint eine Unzufriedenheit und Rastlosigkeit. Es mutet etwas seltsam an, dass eine amerikanische Autorin über das Leben in Russland schreibt. Gerade wenn sie ihre Protagonistinnen über brisante Themen wie Rassismus, Korruption, Homophobie und die Sehnsucht nach der Sowjetzeit nachdenken und sprechen lässt. Doch immerhin hat sie einige Zeit vor Ort verbracht, das mag man ihr zugutehalten. Die Schilderungen erscheinen sehr lebendig und überzeugend, bestätigen allerdings auch das Klischee von der ewig schwermütigen russischen Seele.
Gut zu lesen. Weckt Interesse an dem Land.
Rezensent: Wiebke Mandalka
[Quelle: Eliport]
Personen: Phillips, Julia Hollanda de, Roberto Hollanda de, Pociao
Phi
Phillips, Julia:
Das Verschwinden der Erde : Roman / Julia Phillips; aus dem amerikanischen Englisch von Pociao und Roberto de Hollanda. - Deutsche Erstausgabe, 3. Auflage. - München : dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, 2021. - 374 Seiten
ISBN 978-3-423-28258-1 Festeinband : 9,99 EUR
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