"Ich heiße Fatima Daas." So beginnt, fast gebetsartig, jedes Kapitel des Romans, gefolgt von kurzen Sentenzen zu Religion, Herkunft, Homosexualität und vor allem Schuld. Als jüngste Tochter - die Eltern hatten sich einen Jungen gewünscht - kommt Fatima nicht in Algerien, sondern in Frankreich zur Welt. Sie beschreibt, nicht chronologisch, ihr Erwachsenwerden, ihr Unangepasstsein und ihre Rebellion als Schülerin, ihre Ablehnung von Mädchenkleidung und ihre Neigung zu Frauen, daneben die Sprachlosigkeit in der Familie über bestimmte Themen und Tabus, die man nicht zu erwähnen wagt. Und dennoch möchte Fatima eine gute Muslimin sein, erhält aber auch im Gespräch mit Imamen nur die Antwort, dass der Koran Homosexualität verurteile. Als fast Dreißigjährige blickt Fatima zurück und sucht Versöhnung und Einklang mit ihrer Familie und mit ihrer Religion. Sie "erzählt die Geschichte eines Mädchens, das kein richtiges Mädchen ist, das weder algerisch noch französisch ist, weder Vorstädterin noch Pariserin, eine Muslimin, glaube ich, aber keine gute Muslimin, eine Lesbe mit anerzogener Homophobie."
Der Roman stand lange auf der französischen Bestsellerliste und ist durchaus lesenswert.
[Quelle: Evangelisches Literaturportal e. V. Rezensent: Cornelia von Forstner]
Personen: Malafosse, Sina de Daas, Fatima
Daa
Daas, Fatima:
Die jüngste Tochter : Roman / Fatima Daas; aus dem Französischen von Sina de Malafosse. - 2. Auflage. - Berlin : Claassen, 2021. - 192 Seiten
ISBN 978-3-546-10024-3 Festeinband : EUR 20,00
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