Yong-Hye ist eine in allen Belangen unscheinbare Frau, ohne jede Ambition, ohne eigene Wünsche, ohne nach außen getragene Gefühle und somit in den Augen ihres Mannes eine perfekte Ehefrau. Aus seiner Sicht wird das erste Kapitel erzählt, in der Yong-Hye nach einem Albtraum beschließt, fortan komplett auf den Verzehr tierischer Produkte zu verzichten. Die Entscheidung seiner Frau, Vegetarierin zu werden, irritiert den Mann - vor allem, wegen der Konsequenz, mit der sie durchgeführt wird. Kein gutes Zureden, keine Drohungen und kein Zwang können sie umstimmen. Es kommt zu peinlichen Zwischenfällen bei offiziellen Dinnerpartys und Familienessen sowie zu einer dauerhaften Weigerung mit ihm intim zu werden Mit dieser "neuen" Yong kann er nichts anfangen und trennt sich von ihr wie von einem defekten Gebrauchsgegenstand.

Im zweiten Kapitel lebt Yong alleine in einer kleinen Wohnung und träumt davon, eine Pflanze zu werden. Ihre beginnende Ablösung von der Realität geht mit einer größeren sexuellen Freizügigkeit einher, die vor allem ihr Schwager, ein sensibler Künstler, aus dessen Sicht dieser Abschnitt erzählt wird, als unwiderstehlich faszinierend empfindet. Er beginnt eine Affäre mit Yong-Hye, die seine Ehe mit ihrer Schwester zerstört.
Die Schwester schließlich ist die letzte Erzählstimme. Nachdem sie Yong-Hye wegen ihrer Weigerung, überhaupt noch irgendetwas zu essen, in eine psychiatrische Klinik hat einweisen lassen, kümmert sie sich um sie und versucht, ihre Todessehnsucht zu begreifen.

Man kann den Roman vor allem als eine Kritik am traditionellen Bild und der Stellung der Frau im asiatischen Kulturraum werten und selbstverständlich funktioniert die Geschichte einer solch' exzentrischen Rebellion besonders gut dort, wo strenge soziale Normen herrschen, aber in meinen Augen ist die Schilderung dieser kompromisslosen Haltung, der extremen Verweigerungshaltung viel mehr als eine Gesellschaftskritik, sondern ein nahezu hypnotisierendes Buch, das würdig in der Tradition Franz Kafkas (Die Verwandlung, Der Hungerkünstler) steht.
[Quelle: St. Michaelsbund; Buchprofile: Susanne Steufmehl]

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Personen: Kang, Han Lee, Ki-Hyang

Schlagwörter: Literaturnobelpreis Südkorea Vegetarismus