Eine Erzählung über Migration, Anpassung und Milieuschilderungen.
Der zehnjährige Saam lebt in Teheran mit Vater und dem kleineren Bruder. Es ist die Zeit des Krieges gegen Irak. Die Mutter ist im dem berüchtigten Evin Gefängnis gestorben; der Vater ist im Krieg zum Invaliden geschossen worden. Insgeheime Fluchtpläne werden offenbar; aber das Regime erlaubt wegen der Verdienste des Vaters erstaunlicherweise die Ausreise. Und so kommen die drei nach Berlin Neukölln. Hier beginnt ein schmerzlicher Integrationsprozess. In diesem schwierigen Umfeld behauptet sich Saam zunehmend, weil er sich der Gewalt nicht verschließt. Die Entscheidung ist damit gefallen; er hat ein achtsames Leben im Rahmen der Gesetze in Deutschland verpasst. Es gelten nun die Regeln im Kiez, und die sind von Gewalt geprägt. Als Dealer und zuletzt auch als Räuber ist der mittlerweile erwachsene Saam eine Nummer im Kiez. Nach einem missglückten Überfall auf eine Apotheke wird Saam verhaftet. Auch im Knast kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Mitgefangenen. Als er schließlich freigelassen wird, wartet auf ihn sein bester Kumpel und ein Leben, das nicht anders sein dürfte als vorher. So weit kommt es dann aber nicht. Alte Rechnungen werden beglichen, die zu seinem Tod führen. - Dieser Erstlingsroman zeigt diverse Facetten auf. Er ist einerseits eine Anpassungserzählung, es gibt viel Genrethematik mit diversen komplexen Figuren. Es gibt rüde Textpassagen und dann wieder eher rührselige Familienszenarien. Überhaupt ist auffällig, wie sich Texte von großer Härte mit Passagen mit großer Feinheit abwechseln. Der Autor schafft es auch, das Zeitgefühl im Gefängnis gut zu thematisieren, auch und gerade was die Zeit des Hauptakteurs Saam in Einzelhaft angeht. Eine rasante Erzählung, die trotz des ungewöhnlichen Sujets viele Leser verdient.
[Quelle: Sankt Michaelsbund Buchprofile-Rezension von Erwin Wieser]

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Personen: Karim Khani, Behzad

Schlagwörter: Berlin Diskriminierung 1979 Araber Backgammon Bürokratie