Wieso sollte Schubladisierung (und Mord) nicht auch im Buch funktionieren, wenn Serien und Filme wie "Pretty Little Liars", "Riverdale" und "The Breakfast Club" Highschool-Szenarien immer wieder durchspielen? Wieso sollte es nicht spannend bleiben, von der ersten bis zur letzten Seite? Und diesmal wirklich, ohne leere Versprechungen auf Klappentexten zur Quotenmaximierung?
Diese Fragen haben Karen M. McManus anscheinend dazu animiert, ein mordsspannendes Debüt zu verfassen.
Dieses beinhaltet die Geschichte über Bronwyn, Nate, Addy, Cooper und Simon. Streber, Außenseiter, Beauty-Queen, Sportler und Creep/ Nerd. Versammelt zum Nachsitzen am Nachmittag, ganz in Breakfast-Club-Manier (worauf sogar angespielt wird!). Und nun die Wendung zum "Pretty-Little-Liars"-Drama: Simon stirbt. Zwei Monate lang durchleiden die vier anderen, die als verdächtig wegen diverser Motive gelten, Schikanen von Polizei, Presse und Publik. Schön erzählt durch wechselnde Sicht von je einem der potenziellen Mörder, ganz im Stil von Morton Rhue und teilweise genauso erschreckend direkt.
Und ich, als erfahrene Krimileserin und -schauerin, muss sagen: Ich hätte dieses Ende niemals vorhersagen können.
Doch groß über den Mörder nachdenken konnte ich gar nicht, denn ich habe die 448 Seiten innerhalb von 24 Stunden verschlungen. Anders ging es bei einem Buch wie diesem nicht, denn ein Schockmoment trifft auf den nächsten. Ich bin regelrecht froh gewesen, als bei der Dreiviertel-Marke ein Hänger entstand. Da es so viele Ereignisse gab, sah die Autorin es nachvollziehbarerweise für nötig, die "Fakten" zusammenzufassen. Dieser Akt war wichtig, denn nur so konnte der wahre Mord gelöst werden.
Auch Tage später lässt das Buch mich nicht los. Ich erwische mich dabei, wie ich erst Freunden, dann Bekannten und plötzlich älteren Damen in der Tram von diesem Buch erzähle. Ach was, "Buch". Es ist mehr als das - es ist auch ein sozialkritisches Statement an eine ganze Generation, die ihre Träume und jeglichen Leistungsdruck umfasst. Und das Beste an allem ist: Es ist trotz abwegiger Mordgeschichte extrem nah am Leben.
War das der Grund, warum ich den ganzen Epilog durchgehend geweint habe? Kam ich nicht damit klar, die Personen, die ich kennengelernt und verstanden hatte, ziehen zu lassen? Oder war es eine Überreaktion, weil ich von der Heftigkeit der Ereignisse schockiert wurde?
Das muss ich wohl Karen M. McManus persönlich fragen.
[Quelle: Sankt Michaelsbund empfohlen vom Buchclub "Bücher & Kekse" (Sofie, 16 Jahre)]
Altersempfehlung: ab 12 Jahren.
Personen: McManus, Karen M.
Ju 3 McMa
McManus, Karen M.:
One of us is lying / Karen M. McManus. - London : Penguin Random House, 2017. - 357 Seiten. - Text in Englisch
ISBN 978-0-14-137563-2 kartoniert : EUR 9,00
Erzählungen ab 13 Jahre - Buch