Episodenhafter Rückblick eines Alt-68ers, unterhaltend sarkastisch.
Eigentlich ist Ernst Tischler auf dem Weg ins Fernsehstudio, zu einer Kochsendung. Tatsächlich verfolgt der gesundheitlich Angeschlagene einen Plan mit seinem Gastauftritt, dessen Beweggründe weit in der Vergangenheit liegen. In Gedanken reist er zurück an verschiedene Stationen seines Lebens und erinnert sich an die steten Schwierigkeiten, seinen Platz in einer Gesellschaft zu finden, gegen die er rebelliertà Das Thema "68er-Bewegung" mag hinreichend literarisch bearbeitet erscheinen; der vorliegende Roman belegt indessen, dass es auch weiterhin Material für Auseinandersetzungen bietet. Mit viel Sarkasmus erzählt Joachim Geils Protagonist Episoden aus einem Leben zwischen Spießigkeit und Rebellion. Das ist, wie gesagt, nicht wirklich neu und selbst im Detail kaum überraschend, auch nicht als Gesellschaftsstudie. Die ungeschönte bis böse Sprache Tischlers, gepaart mit mancher teils grotesken Szene, macht die Lektüre dennoch zu einem Vergnügen für den anspruchsvolleren Leser.
Gerade in (gesellschaftspolitisch interessierten) Lesezirkeln dürfte das Buch eine unterhaltsam provokante Diskussionsgrundlage bieten.
[Quelle: Eliport, Jan van Nahl]
Personen: Geil, Joachim
Gei
Geil, Joachim:
Tischlers Auftritt : Roman / Joachim Geil. - 1. Auflage. - Göttingen : Steidl Verlag, 2012. - 475 Seiten
ISBN 978-3-86930-512-7 Festeinband : EUR 15,00
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