Der Roman kreist um Lebensgeschichten, um Erinnern, Vergessen und um den fließenden Übergang von der Vergangenheit zur Gegenwart.
"Es gibt Leerstellen in diesem Leben, Leerstellen, die man errät, sobald man das Dossier aufschlägt." So beginnt der neue Roman des Nobelpreisträgers Patrick Modiano. Gemeint sind als erstes die Leerstellen im Leben der Noëlle Lefebvre, die den Ich-Erzähler über Jahrzehnte hinweg beschäftigen. Als junger Mann arbeitet dieser in einer Pariser Detektei, mit der Absicht, dadurch Material zu erhalten, das ihn inspirieren könnte, falls er sich der Literatur widmen sollte. Nach eigenem Bekunden hat er schon immer Spaß daran gehabt, sich ins Leben anderer einzuschleichen, aus Neugier und auch aus dem Bedürfnis heraus, sie besser zu verstehen und die verhedderten Fäden ihres Lebens zu entwirren. Diese Gelegenheit bietet sich, als die Detektei ihn mit Nachforschungen zum Verschwinden der Noëlle Lefebvre beauftragt. Die Suche nach der Vermissten erweist sich als äußerst schwierig, was einerseits an den dürftigen Informationen des Dossiers liegt, aber auch an den mühevoll gesammelten Hinweisen, die allesamt ins Leere zu laufen scheinen. Als Jean feststellt, dass Noëlle aus derselben Gegend stammt wie er, der südfranzösischen Region um Annecy, weckt die Recherche viele tiefere Erinnerungen. So wie die magische, farblose Tinte durch die Einwirkung einer bestimmten Substanz sichtbar wird, ergibt sich schlussendlich Klarheit aus den Schatten der Erinnerungen. - "Unsichtbare Tinte" ist ein beachtenswerter Roman über die Erinnerung und das Vergessen, über das Verblassen und das Unsichtbare, über die Leerstellen des Lebens und über das, was eine Lebensgeschichte ausmacht. Ein Buch, das seine Leser/-innen wortwörtlich zum Nach-Denken bringt. Inspirierend, poetisch, berührend. Für alle Bestände sehr zu empfehlen.
[Qulle: Sankt Michaelsbund buchprofile-Rezension von Gertrud Plennert]

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Personen: Modiano, Patrick Edl, Elisabeth

Schlagwörter: Erinnerungen Verschwinden Vermisste