buchprofile-Rezension
Nach 40 Dienstjahren zieht ein englischer Butler Bilanz.
Der 1954 in Japan geborene britische Autorschildert die Gedanken, die den alternden Butler Stevens während einer Reise bewegen. Er hat 40 jahre lang auf Darlington Hillgedient: zunächst einem englischen, mit den Nazis kollaborierenden Lord, dann einem spöttischen Amerikaner. Nun will er eine wegen Heirat verzogene ehemalige Haushälterin zur Rückkehr nach Darlington bewegen. Wie er ihr gegenüber seine Gefühle nicht auszudrücken vermag, so war es auch während seiner langen Dienstzeit. Der Leser erkennt, was Stevens selbst kaum bewusst wird: Sein Leben diente der Lüge, sein Dienst ließ alle persönlichen Gefühle ersterben und ihn ganz aufgehen in den Willen seines Herrn. Mit leiser, jedoch nie verletzender Ironie stellt der Verfasser die "typische" Gestalt des englischen Butlers dar; ein umständlicher, humorloser Mensch ohne Eigenleben, letztlich eine tragische Gestalt. - Der Roman ist hervorragend geschrieben und vermittelt dem Leser eine kritische, sehr facettenreiche Darstellung einer Gesellschaftsschicht in ihrer inneren Fragwürdigkeit. Für Leser gehaltvoller, fesselnd geschriebener Literatur sehr zu empfehlen. (Übers.: Hermann Stiehl)
(Quelle: Buchprofile, Richard Gatzweiler)

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Personen: Ishiguro, Kazuo Stiehl, Hermann

Schlagwörter: Liebe England