In der Ausstellung "Die Kaisermacher", die von Samstag an bis zum 14. Februar zu sehen ist, wird mit einer Fülle von einzigartigen und überaus kostbaren Objekten an diese große Zeit erinnert, in der die Basis gelegt wurde für das heutige Frankfurt als Handels-, Finanz- und Kulturmetropole.
Anlass der aufwendigen Historienschau ist der 650. Geburtstag der Goldenen Bulle und das Ende des Alten Reiches vor 200 Jahren. Vier Museen haben eine Ausstellung mit nationaler Ausstrahlung erarbeitet. Oder in den Worten von Evelyn Brockhoff, der Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte: "Vier Museen - vier Facetten eines Themas". "Die Kaisermacher", mit einem Etat von 2,7 Millionen Euro eine der teuersten jemals in Frankfurt erarbeiteten Ausstellungen, konkurrieren mit zwei Großausstellungen in Berlin und Magdeburg, die ebenfalls das Alte Reich zum Thema haben.
Die Goldene Bulle, eine Art Grundgesetz des Alten Reiches, in der zum ersten Mal Rechte und Pflichten der Könige und der Kurfürsten schriftlich niedergelegt wurden, steht im Mittelpunkt der Schau im Karmeliterkloster. Für Frankfurt stellt das Dokument - benannt nach dem angefügten goldenen Siegel, Bulle genannt - eine Art Magna Charta dar, denn in ihm wurde festgelegt, daß die Könige und später die Kaiser auf ewig in Frankfurt von den damals noch sieben Kurfürsten gewählt werden müssen.
Von den sieben Ausfertigungen der Goldenen Bulle ist das Frankfurter Exemplar, das im Institut für Stadtgeschichte aufbewahrt wird, das historisch bedeutsamste, weil es als "Reichsexemplar" bei jeder Wahl zu Rate gezogen wurde. Um dieses einzigartige Dokument herum haben Brockhoff und ihre Mitarbeiter die Ausstellung gruppiert, die zuletzt in den "Verfassungsgarten" im Kreuzgang des Klosters führt, wo die deutsche Verfassungsentwicklung von der Goldenen Bulle bis zum Grundgesetz symbolisch-sinnlich vorgestellt wird.
Im Historischen Museum geht es vornehmlich um das weltliche Zeremoniell der Kaiserwahl und -krönung - betrachtet aus der Perspektive einer bürgerlichen Reichsstadt, wie Museumsleiter Jan Gerchow erläuterte. Frankfurt präsentierte sich in den Wochen vor und nach der Kaiserwahl in einem Wettstreit fürstlicher Repräsentation aller Welt als Hauptstadt des Reichs. Für die Ausstellung sind überaus wertvolle Leihgaben aus Wien, München und anderen Städten an den Main gekommen, unter anderem der Krönungsmantel von Kaiser Karl V.
Das geistliche Zeremoniell ist Thema der Ausstellung im Dommuseum. Ausdrücklich bestimmte die Goldene Bulle, daß die "Kirche des heiligen Apostels Bartholomäus" Wahlort zu sein habe. Später, mit dem Niedergang Aachens, wurden die Kaiser im Dom auch gekrönt, wobei allerdings, wie Museumsleiter August Heuser hervorhob, die Salbung als der eigentliche Akt der Kaiserwerdung galt. Von den "Kammerknechten" des Kaisers, nämlich von den Juden, handelt die Ausstellung im Museum Judengasse. Sie standen zwar unter dem Schutz des kaiserlichen Herrschers, wurden aber während der Krönungsfeierlichkeiten im Ghetto eingesperrt. Immerhin konnten die Frankfurter Juden laut Museumsleiter Raphael Gross von sich behaupten, sie seien "Diener von Königen, nicht Diener von Dienern".
Zu den vier Museumsausstellungen gesellt sich noch eine fünfte Schau, in der Frankfurts Innenstadt die Ausstellung ist. Auf einer roten Spur quer durch Frankfurt werden die Besucher zu 19 Schauplätzen von Wahl und Krönung geführt, etwa zum Quartier des Kaisers oder zu den "Hotels" der Kurfürsten. Außerdem hat das Kindermuseum im Historischen Museum unter dem Titel "Kaisermacher für Kinder" ein Theaterprojekt vorbereitet, bei dem Mädchen und Jungen täglich Kaiserkrönung spielen können.
Personen: Fühner, Jochen Gerchow, Jan Matthäus, Michael
Ffm/Ge 09
Fühner, Jochen:
Wie man einen Kaiser macht : Begleitheft für Kinder. - 1. Auflage. - Frankfurt/M : Büro für Typo-Grafik, 2006. - 72 Seiten : Farbfotos + Beiheft
ISBN 978-3-89282-047-5 Spiralbindung : 5,00 EUR
Frankfurt Stadtgeschichte - Buch