Luises Bruder hat sich umgebracht. Eines Nachmittags hat er das Badzimmerfenster im vierten Stock geöffnet und ist gesprungen. Was nach einer spontanen Tat klingt, war tatsächlich von langer Hand geplant: Bis ins Detail hat Kristopher, der an einer bipolaren Störung litt, seinen Tod – und die Trauer seiner kleinen Schwester – vorausgeplant. An ihrem 16. Geburtstag, wenige Wochen nach seinem Selbstmord, schickt er ihr die erste von vielen Mails aus dem „Jenseits“, stellt ihr Aufgaben, die ihr helfen sollen, ins Leben zurückfinden. Luise soll ins Museum gehen, sich ein neues Hobby suchen, ein Tattoo stechen lassen; sie soll ihr Zimmer entrümpeln und renovieren und irgendwann auch das ihres Bruders … Anne Freytag erzählt nicht, was Kristopher in den Tod getrieben hat. Jedenfalls nicht vordergründig. Sie stellt die Trauer der kleinen Schwester in den Mittelpunkt, die – bedingt durch die Krankheit des Bruders – stets in dessen Schatten stand und nun einen neuen Platz im Leben finden muss. Im Treppenhaus steht sie eines Tages Jacob gegenüber – und ist sofort von ihm fasziniert. Jacob schafft, was Luises Therapeuten wochenlang nicht gelungen ist: sie fasst Vertrauen zu ihm, öffnet sich, beginnt zu erzählen, neu zu leben. „Alle 53 Minuten nimmt sich ein Mensch das Leben“, schreibt Freytag in einem Essay zu ihrem neuen Buch. „Das sagt die Statistik. Was sie nicht sagt, ist, wie es sich für die anfühlt, die bleiben.“ „Nicht weg und nicht da“ zeichnet ein sehr genaues Bild davon, wie es sich anfühlt, zurückzubleiben. Einen geliebten Menschen, die wichtigste Bezugsperson zu verlieren und weiterleben zu müssen, obwohl ohne diesen Menschen doch alles sinnlos erscheint. Ein berührendes Jugendbuch um die Themen (Frei-)Tod, Abschied und Neubeginn, Veränderung und Selbstfindung, wie Freytags viel gefeiertes Debüt „Mein bester letzter Sommer“ abwechselnd aus zwei Perspektiven erzählt, hier sind es Luise und Jacob.

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Personen: Freytag, Anne