Ana schlüpft in die Kleider ihrer verstorbenen Mutter und trifft den geheimnisvollen Liebhaber ihrer Mutter. - Oder hat sie sich diese Geschichte nur aus Langeweile ausgedacht?
Ein wahres Lesevergnügen, lässt man sich einmal darauf ein: Anna Katharina Hahn lässt ihrer Erzählfreude freien Lauf und erfindet ihre junge Hauptfigur mitten in die von der Eurokrise erschütterte spanische Hauptstadt hinein. Ana María, genannt Anita, ist Teil der "generacion cero", arbeitslos, abhängig von den Eltern. Sie plagt sich mit ihrer Schildkröte Achilles bei 40 Grad in Madrid ab und tauscht Geschichten mit ihrer Whatsapp-Gruppe "La Plaga" aus, die in die kühlere Provinz abgezogen ist. Eines Vormittags findet sie ihre Eltern tot im Bett. Sie schlüpft in die Kleider ihrer Mutter (und ihres Bruders). Ein munteres Identitätswechselspiel beginnt, Anita trifft den Liebhaber der (toten?) Mutter, der sich wiederum als verschollener Dichter namens Gert De Ruit entpuppt, über den der Vater Rezensionen verfasst hat. Was man glauben kann und was nicht, darauf kommt es gar nicht an. Gerne folgt man Hahns Erzählerin durch die leichtfüßigen Eskapaden und schmunzelt, wenn Anita sich De Ruits Geschichte von der Tagung der Gruppe 47 hingibt, bei der es zu einer Prügelei mit Böll gekommen sei, weil er, De Ruit, Ingrid Bachmann einen Korb gegeben habe: "Er soll zu ihr gesagt haben, er schlafe nur mit Frauen, die ein Talent zum Schreiben haben". Ein bolaAesker Schelmenroman, ausschweifend, findig, witzig, allen Beständen empfohlen.
Personen: Hahn, Anna Katharina
SL
Hahn
Hahn, Anna Katharina:
¬Das¬ Kleid meiner Mutter : Roman / Anna Katharina Hahn. - 1. Aufl. - Berlin : Suhrkamp, 2016. - 310 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-42516-9 fest geb. : 21,95
Schöne Literatur - Romane