Abstürzender Überflieger Walter Kirns Farce über die Geschäftswelt Vielflieger Ryan Bingham, 35, ist nur noch sechs Tage und acht Städte vom Erreichen seines grossen Ziels entfernt: die Eine-Million-Meilen-Grenze. Bingham will der König der Bonusmeilensammler werden. Er jettet als «Motivationstrainer» durch die Welt - er verkündet wegrationalisierten Angestellten grosser Firmen das Evangelium erfolgreicher «Freisetzung». Bingham ist Bewohner von «Airworld». Er lebt quasi im Flugzeug, hat keine richtige Adresse mehr. Das hört sich unmenschlich an, kann aber auch als Ode an die Evolution des Homo sapiens gelesen werden: aus dem Meer aufs Land und nun in die Luft. Der Fortschrittsglaube fehlt dem netten Ich-Erzähler Bingham nicht, allein sein Körper kommt mit der Anpassung kaum mit. Am Ende droht dem Vielflieger der Absturz: Beruf, Familie, Liebesleben kollidieren. Aber Mr. Bingham jagt weiter Meilen. In seinem dritten Roman nimmt der US-Autor Walter Kirn das moderne Nomadendasein mitsamt seiner Konsumkultur gnadenlos aufs Korn. Während er seinen haltlosen Helden von Airport zu Airport hetzt, wächst beim Leser das Gefühl, dass wir vermeintlich freien Bürger eigentlich nur Marketing-Marionetten sind. Und dass das Heer von Geschäftsreisenden in desolater Verfassung ist. Kein Wunder, bei dem beängstigenden Umfeld, in dem Bingham und seine Kameraden leben: virenverseuchte Luft, künstliches Licht, Romanzen mit der Haltbarkeitsdauer von Zwischenstopps. Ein Leben, das von der Technik abhängt - und sei es nur die Espressomaschine am Gate, deren stets tadelloses Funktionieren, sinniert Buchheld Bingham, zu wenig gewürdigt wird: «Es wird nicht mehr lange dauern, bis Maschinen denken können, und da sie die Nachkommen von Sklaven sind, werden sie nicht besonders glücklich sein.» «Mr. Bingham sammelt Meilen» ist eine beissende Satire auf die globalisierte Geschäftswelt, auf das System des kondensierten Daseins. «Schlau, aber unterhaltsam genug, um es mit John Grisham aufzunehmen», jubelte die US-Zeitschrift «Time Out». Über 300 Seiten entwickelt sich der Flugbericht zum Thriller - mit Identitätsräubern, gesperrten Kreditkarten und verpassten Flügen.

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Personen: Kirn, Walter Ahrens, Henning (Übers.)