Ein Vexierspiel der Meisterklasse: Die Zeit Friedrich Barbarossas zwischen Dichtung und Wahrheit. (DR) Umberto Eco wählt als literarische Gattung den Schelmenroman, um als Historiker mit Mythen und Utopien der Geschichtsschreibung zu spielen und als Schriftsteller Versionen historischer Möglichkeiten zu präsentieren. In den Mittelpunkt stellt er einen "tumben Toren", Baudolino, den Sohn eines Bauern aus Alessandria, der mit seiner Naivität das Herz des kämperischen Herrschers Friedrich Barbarossa erobert und an dessen Hof Karriere macht. Es wäre nicht Eco, wollte er nicht in literarischer Dichte das Leben des 12. Jahrhunderts in packende Szenen bannen und das Spiel von Macht umreißen. Dass sein Held ebenso Spieler ist, wie mit ihm gespielt wird, versteht sich von selbst (seine schelmischen Selbstreflexionen entlarven, dass er weiß, wobei er mitspielt). Eigentlich ist alles inszeniertes Spiel - bis hin zur Auflösung, wie Friedrich Barbarossa zu Tode kam. "Fälschung" ist das Zauberwort, und so geht es immer wieder um Vexieren und Nasführen, um die Darstellung geschichtlicher Fakten aus der Sicht einer Einzelperson (der paranoide Züge anhaften). Tabus dürfen und müssen dabei gebrochen werden. Baudolino ist ein kokettierender Erzähler, der in seinem Wesen dem Autor gleicht. Über so manche Längen liest man sich gerne hinweg, denn im Gewande der Schelmerie und der Historie lassen sich doch so manche Parallelen zur Gegenwart ziehen. *bn* Martina Lainer
Personen: Eco, Umberto
Zba Eco U
Eco, Umberto:
Baudolino / Umberto Eco. - München : Hanser, 2001. - 598 S. ; 22 cm. - Aus dem Ital. von Burkhart Kroeber
ISBN 978-3-446-20048-7 fest geb. : Eur ca. 26,50
Romane, Erzählungen - Buch