In den 1950er Jahren soll der inhaftierte Ich-Erzähler Siggi Jepsen einen Aufsatz verfassen - über die Freuden der Pflicht. Zwangsläufig kommt ihm sein Vater Jens Ole Jepsen in den Sinn, der in der NS-Zeit pflichtbeflissen Dienst als Polizeiposten im fiktiven Dörfchen Rugbüll tat. Von der Flut der Erinnerungen überwältigt, findet Siggi keinen Anfang. Als Folge des letztlich leeren Heftes muss Siggi wegen Aufsässigkeit eine Einzelhaft verbüßen.
Unter verschärften Bedingungen schreibt er nun wie besessen seine Geschichte: Sie beginnt im Jahr 1943, als der Vater - von oberster Stelle beauftragt - ein verhängtes Malverbot gegen den Künstler Max Ludwig Nansen zu überwachen hat. Ein Auftrag, den der Ordnungshüter zunächst zögerlich, dann umso strenger und unbarmherziger erfüllt - "Befehl ist Befehl". Auf die erhoffte Mithilfe des Sprösslings kann er nicht zählen, jener entfernt sich vielmehr, wird zum Verbündeten des Malers, warnt diesen und versteckt seine Bilder vor dem Zugriff des uniformierten Vaters. Der Pflicht-Mechanismus des Polizisten nimmt geradezu paranoide Züge an: Das NS-Regime ist am Ende, das Malverbot längst außer Kraft, doch der Vater hört nicht auf, Nansen zu verfolgen. Ebenso zwanghaft hört auch der Sohn nicht auf, den Künstler vor dem Vater zu schützen. Er stiehlt schließlich Nansens Gemälde und muss ins Gefängnis. Nach Abgabe der Strafarbeit ist sich Siggi sicher, die Strafe stellvertretend für den Vater abgesessen zu haben.
Personen: Lenz, Siegfried
Zba Lenz
Lenz, Siegfried:
Deutschstunde / Siegfried Lenz. - Lizenzausgabe. - München : Süddeutsche Zeitung, 2004. - 490 S. ; 21 cm. - (Süddeutsche Zeitung : Bibliothek ; 28). - Ersatzexemplar
ISBN 978-3-455-04207-8 fest geb.
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