Bittersüßer Kurzroman über Lebensfreude und Liebe als Geben und Nehmen. (DR) Paris, die Stadt der Liebe: Armand trifft Pauline zufällig im Bus. Der Beginn einer Affäre? - Das wäre lächerlich. Fünfzig Jahre Lebenserfahrung trennen den verwitweten, gesundheitlich angeschlagenen, alten Philosophen und die blutjunge, zauberhaft spontane Pauline. Dennoch ist bei beiden die gleiche Verlassenheit spürbar und schon bald entwickelt sich zwischen dem lebensmüden Eigenbrötler und der herzerfrischend unbekümmerten Zwanzigjährigen eine liebevolle, mehr als rein freundschaftliche Beziehung abseits blanker Begierde. Dank Pauline entdeckt Armand seine Lebensfreude sowie eine längst verschüttete Gefühlswelt wieder und lernt sich gegenüber seinen gleichgültigen, vor allem auf eine gute Erbschaft erpichten Kindern auf die Beine zu stellen. Doch welchen Preis wird diese flüchtige Zeit des Glücks und der Freiheit kosten? In dieser trotz mancher Klischees liebenswerten, schnörkellos erzählten Geschichte wird dem Thema Alter mit der gebührenden Würde begegnet, dem düsteren Bild der späten Jahre ein wenig der Schrecken genommen und die Problematik des Älterwerdens und Jungseins in der heutigen Gesellschaft glaubhaft dargestellt. Mit viel Empathie schreibt die selbst nicht mehr ganz junge französische Schriftstellerin über Tod, Einsamkeit, Liebe und Familienkonflikte. Der zarte Hauch Melancholie, die feindosierte Brise Humor und das französische Flair sind in der gelungenen Übersetzung von Christel Gersch Gott sei Dank erhalten geblieben. Atmosphärisch fühlte ich mich bei der Lektüre an Filme wie "Harold und Maude" oder "Die fabelhafte Welt der Amélie" erinnert, vielleicht nicht zufällig: die für ihren 2004 mit dem "Goncourt" ausgezeichneten Debütroman "La fille du rang derrière" vielgelobte Autorin schrieb zuvor Theaterstücke und Drehbücher. Realistische, pointierte Dialoge und innere Monologe sind unverkennbar ihre Stärke. Außerdem hat Francoise Dorner ein gutes Gefühl für die Schwingungen zwischen Mann und Frau. Egal wie groß der Altersunterschied ist, ihre Charaktere erfahren realistische Entwicklungen und selbst die Figuren am Rande sind mit viel Gespür ausgearbeitet. Keine hohe Literatur, aber eine zutiefst menschliche, nie leichtfertige Lektüre, die allen, die sich immer schon für ungleiche Liebespaare begeistern konnten, bestimmt zu Herzen geht und seine LeserInnen mit einem "Zipfelchen blauen Himmels" belohnt. *bn* Elisabeth Zehetmayer
Personen: Dorner, Francoise
Zba Dorne
Dorner, Francoise:
¬Die¬ letzte Liebe des Monsier Armand / Francoise Dorner. Aus dem Franz. von Christel Gersch. - Zürich : Diogenes, 2007. - 137 S. ; 18 cm
ISBN 978-3-257-06603-6 fest geb. : ca. Eur 18,40
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