An weltpolitischen Betrachtungen des deutschen Altbundeskanzlers fehlt es nicht. Allein im Siedler Verlag liegt ein knappes Dutzend Bücher vor. Seinen Gedanken zu folgen, ist freilich immer noch lohnend. Von den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Unausgewogenheiten, die den Gang der Weltereignisse bestimmen, ausgehend, versucht Schmidt, Entwicklungsmöglichkeiten zu skizzieren. Dass er dabei mit einem Rückblick auf die US-Außenpolitik am beginn des 20. Jahrhunderts einsetzt und im weiteren Verlauf die Frage aufwirft, ob Bush jr. Wieder den imperialistischen Kurs des Teddy Roosevelt einschlagen könnte, ist freilich unter wesentlich riskanteren Umständen zu sehen. Angesichts der im Schlussabschnitt vorgelegten Schau der übrigen zum Großmachtstatus aufsteigenden Mächte sieht Schmidt "Europas schwierige Selbstbehauptung" als einen wesentlichen Faktor. Seine Gewissheit, dass "Europa und der Norden Amerikas ... gemeinsam auf dem Boden der Aufklärung" stünden, hindert ihn nicht an der Feststellung, dass die Europäer deshalb nicht jeden amerikanischen Irrtum folgen sollten. In einer Welt mit wachsender gegenseitiger Abhängigkeit wird Konfliktlösung nur im Kompromiss möglich sein. Weltmachtgelüste und unberechtigtes "Sendungsbewusstsein" stehen solchen Ansichten freilich im Wege. *BS* Hugo Pepper
Personen: Schmidt, Helmut
Emp 83 Schmi
Schmidt, Helmut:
¬Die¬ Mächte der Zukunft : Gewinner und Verlierer in der Welt von morgen / Helmut Schmidt. - Berlin : Siedler, 2004. - 239 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-88680-817-5 fest geb. : Eur 20,50
Deutsche Geschichte von 1990 bis zur Gegenwart - Buch