Psychothriller über eine Durchschnittsfamilie, die durch die Verstrickung in einen Mord aus der Normalität gerissen wird. (DR) Die 19-jährige Stella, Tochter eines angesehenen Pfarrers und einer erfolgreichen Anwältin, wird des Mordes an einem gut zehn Jahre älteren Mann verdächtigt und in Untersuchungshaft genommen. Über den Zeitraum zwischen Tat und Hauptverhandlung erzählt der schwedische Autor in seinem ersten ins Deutsche übersetzten Roman in drei Teilen aus jeweils anderer Perspektive. Den Beginn macht der Vater, ein freundlicher und offener Familienmensch, für den unvorstellbar ist, dass seine geliebte Tochter die Tat begangen hat. Schon hier wird klar, dass nicht alles Gold ist, was diese nette Familie nach außen hin glänzen lässt. Im Mittelteil kommt Stella aus der Isolationshaft heraus zu Wort. Mit ihrer Rede erhöht sich die Schlagzahl, der Ton wird rauer, direkter, ihr (Rück-)Blick macht die Vorgeschichte wie den möglichen Tathergang komplexer und entzaubert das Familienleben noch einmal. Der Tag der Hauptverhandlung schließlich wird von der Mutter geschildert und verändert die Sicht der Leser_innen auf das bisher Gehörte - und vor allem auf die Figuren - erneut. Der selbstgerechte und selbstmitleidige - der Figur durchaus angemessene - Erzählton der Vaterfigur macht den Einstieg in diesen psychologischen Thriller etwas mühsam, danach aber sorgt nicht zuletzt die gelungene Dramaturgie dafür, dass man der Geschichte über diese ganz und gar normale Familie, die durch ein Verbrechen aus ihrem durchschnittlichen Leben gerissen wird, mit Spannung folgt.
Personen: Edvardsson, Mattias
SL Edva
Edvardsson, Mattias:
¬Die¬ Lüge : Roman / Mattias Edvardsson. - München : Limes, 2019. - 541 S.
ISBN 978-3-8090-2705-8 kart. : ca. € 15,50
Schöne Literatur - Buch