Melancholischer Liebesroman vom Zueinanderfinden. (DR) Rosie und Will gehören zusammen, doch die Umstände machen eine glückliche Beziehung unmöglich. Denn gerade, als sie sich im Teenageralter näherkommen, passiert etwas unfassbar Trauriges und steht fortan zwischen ihnen. In ihrer tragisch-schönen Liebesgeschichte schildert die 1991 geborene Autorin sehr bildhaft, wie sich die zwei Protagonisten über einen Zeitraum von zwanzig Jahren entwickeln. Vor malerischer Kulisse – der Großteil der Handlung spielt in Norfolk – treffen die beiden sehr unterschiedlichen Figuren aufeinander: Will, seinem Ruf nach verwegen, unnahbar und ein Frauenheld. Rosie, unscheinbar und pflichtbewusst. Doch beide sind so viel mehr als das - und spüren das. Nachts am Lagerfeuer in der Novemberkälte kommen sie miteinander ins Gespräch, hören einander zu, »so wie es sonst niemand tut« (S. 70). Will nimmt alles auf von dem faszinierenden Wesen dieses zurückhaltenden Mädchens, das die Welt um sich vergisst, wenn sie ihre Songs komponiert. Spürt, dass sie dem Dunkel, das in ihm wohnt, seit seine Mutter ihn verlassen hat, gefährlich nahekommen könnte. Und Rosie? Sie versteht nicht ganz, was der gutaussehende Typ mit dem Motorrad und den traurigen Augen an ihr findet, ist aber verblüfft, wie offen sie zu ihm sein kann. Und so ist es Will, den Rosie nächtens anruft, wenn sie ihre Zwänge um den Schlaf bringen. Will, der seine Gefühle hintanstellt, um ein guter Freund sein zu können… Nicht von ungefähr trägt das Buch im Original den stimmigen Titel »Talking at Night«. Die vielen Dialoge sorgen dafür, dass diese Geschichte über verpasste Chancen und das Bewältigen einer dunklen Lebensphase trotz ihres Schwermuts leicht lesbar ist. Obwohl äußerst emotional, ist sie nicht ausschweifend kitschig, sondern stilistisch ausgefeilt erzählt und greift auch typische Themen eines Coming-of-Age-Romans auf: Wo finde ich meinen Platz im Leben? Mit welchen beruflichen Tätigkeiten, mit welchen Menschen will ich meinen Alltag verbringen? Das und das Ungestüm-Ehrliche, das diese unsterbliche Liebe ausmacht, die in Claire Daverleys Debüt im Zentrum steht, dürfte vor allem junge Erwachsene ansprechen. Und alle, die gerne von dieser einen, großen Liebe lesen. Dieser Anziehung, die einfach da ist. Die gegen jede Vernunft und trotz aller Irrwege und Widrigkeiten im Leben auch über Jahre hinweg bleibt. Ein unterhaltsames Buch, das in jeden Bestand passt. Herzzerreißendes, romantisches Kopfkino!
Personen: Daverley, Claire Ruppel, Margarita
SL Dave
Daverley, Claire:
Vom Ende der Nacht / Claire Daverley ; aus dem Englischen von Margarita Ruppel. - München : hanserblau, 2023. - 447 Seiten
ISBN 978-3-446-27739-7 Festeinband : EUR 22,70 (AT)
Schöne Literatur - Buch