Das Tagebuch aus dem Wilnaer Ghetto hat nicht zuletzt durch seine ungewöhnliche Geschichte, die von Marianne Butenschön im Vorwort erzählt wird, Volker Ullrich beeindruckt und seine Besprechung ist als Aufmacher für die Rezensionen der Politischen Bücher in der Messebeilage gewählt worden. Das Tagebuch ist kein direkter Augenzeugenbericht, sondern ein erinnertes Tagebuch, das die Vierzehnjährige im Ghetto begonnen hatte, dann jedoch in der Zeit der Besatzung nicht retten konnte. Die Wiederherstellung verdankt sich der Tatsache, dass die Mutter ihr riet, die Aufzeichnungen auswendig zu lernen, - und so kam auch, wie Ullrich schreibt, "die durchgestaltete, literarische Qualität des Textes" zustande; gestört hat ihn allerdings an der Edition, dass der nachträgliche Blick der Erwachsenen nicht an entsprechenden Stellen kenntlich gemacht wurde. Insgesamt zeichnet Ullrich die Stationen der Besatzung und Vernichtung in Litauen nach und zitiert aus den Aufzeichnungen Rolnakaites, die vom Ghetto in Wilnius, den KZs Kaiserwald und Strasdendorf bei Riga bis zur Befreiung von Stutthof schreibend aufbewahrt hat, was ihr geschah. Ullrich betont, der Stellenwert des Buches läge auch in der kulturellen Bedeutung der litauischen Hauptstadt jener Zeit als altes jüdisches Kulturzentrum und die Tatsache, wie wenig über seine Zerstörung und Vernichtung bisher in Deutschland bekannt ist.
Personen: Rolnikaite, Mascha
Rolnikaite, Mascha:
Ich muss erzählen - Mein Tagebuch 1941-1945 / Mascha Rolnikaite. - Augsburg : Weltbild, 2002. - S. 277. - Aus dem Jidd. übers.
ISBN 978-3-8289-7584-2 10,00
R 11 - Signatur: R 11 Rol - Belletristik Erw.