Institut für Religionspädagogik
IRP Impulse 2021/Herbst: Christologie aktuell befragen
Zeitschrift

Wer sich mit Jesus Christus nicht professionell theologisch auseinandersetzt, kann den Eindruck gewinnen, die Lehre von Jesus Christus habe sich nicht entwickelt, sei in Stein gemeißelt und könne sich nicht ändern. Die biblischen Texte seien seit vielen Jahrhunderten kanonisiert, die kirchliche Lehre berufe sich auf die immer gleichen Grundlagen. Ganz so, wie es in der Liturgie der Osternacht beim Entzünden der Osterkerze kurz und prägnant heißt: Jesus Christus, gestern und heute, Anfang und Ende, Alpha und Omega.

Warum also die Christologie aktuell befragen?

Für Christinnen und Christen ist und bleibt Jesus, der Christus, ein und derselbe, das Fundament des christlichen Glaubens, der letzte Grund für das Unwandelbare, von dem die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes mit Verweisauf den Hebräerbrief (Hebr 13,8) spricht. Und doch gibt es Wandlungen, ändern sich die Fragestellungen der Menschen, erweitern sich wissenschaftliche Perspektiven- auch theologisch in Sachen Christologie. Dem sich zu stellen, hat die Kirche sich selbst ins Heft geschrieben, wenn sie davon spricht, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und im Licht des Evangeliums zu deuten (GS 4).

Das Anliegen der vorliegenden Ausgabe unserer Zeitschrift IRP-IMPLUSE ist es, eine vielfach als überkommen erachtete Christologie, die sich auf immer wieder vermeintlich unum­ stößliche Wahrheiten beruft, aktuell zu befragen. Denn es ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass sich beispielsweise Entwicklungen und neue Erkenntnisse in biblischer Herme­ neutik auf die Exegese neutestamentlicher Texte auswirken. Gleiches dürfte auch und gerade für den Dialog mit Grup­pierungen gelten, die in der Theologie eben nicht immer schon ausdrücklich in den Blick genommen wurden, etwa das jüdisch-christliche Gespräch, der Diskurs mit befreiungstheo­logischen Perspektiven einer Option für die Armen oder auch mit feministischen Christologien. Solche Begegnungen lassen neue Sichtweisen zu und bereichern theologisches Denken.

Neben diesen loci theologici kann die visuelle Kunst eine Quelle theologischer Erkenntnis sein, auch die nicht von vornherein religiöse zeitgenössische Kunst. Insofern sie über eine rein diskursive Welterschließung hinausreicht, trägt sie als eigener Weltzugang auch dazu bei, die Zeichen der Zeit zu erkennen und richtig zu deuten (Karl Lehmann). Unser Titelbild, Das Schweißtuch der Veronika, aus dem Kreuz­ wegzyklusvon Ben Willikens belegt beispielhaft, dass eben nicht al/es so bleiben soll, wie es ist (Lothar Zenetti)- gerade angesichtsder tiefen Überzeugung, dass Wandlungen vieles Unwandelbare zugrunde liegt, eben weil es seinen letzten Grund in Christus hat, der derselbe ist gestern, heute und in Ewigkeit (Hebr 13,8).

Für den Religionsunterricht bedeutet dies, sich einzulassen auf aktuelle Entwicklungen und sie zur Sprache zu bringen.


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Serie / Reihe: IRP Impulse

Personen: Institut für Religionspädagogik

Schlagwörter: Christologie

Interessenkreis: RU Gym RU BS

14.13.1.103

Institut für Religionspädagogik:
IRP Impulse 2021/Herbst: : Christologie aktuell befragen / Institut für Religionspädagogik. - Freiburg : Institut für Religionspädagogik der Erzdiözese Fre. - 63 Seiten. - (IRP Impulse; Herbst 2021)
ISBN 978-3-96003-217-5

Zugangsnummer: 2022/0007 - Barcode: 2-1190010-6-00017951-5
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