Das "Agnus Dei" der Abendmahlsliturgie ist in die Kritik geraten. In Auseinandersetzung mit dem Plädoyer für seine Abschaffung durch K.-P. Jörns möchte der Verf. die Mehrdimensionalität der "Lamm Gottes-Tradition" wiedergewinnen. Dazu werden die durch das NT selbst nahegelegten Verweise auf das AT und die jüdische Tradition für das Verständnis des "Agnus Dei" fruchtbar gemacht. Auf diesem Hintergrund ist der Messias Jesus das Lamm Gottes (Joh 1,29) als (a) das Exodus- und Befreiungslamm gemäß der alttestamentlich-jüdischen Passatradition, (b) als das Isaak- und Märtyrer-Lamm gemäß der jüdischen Aqeda-Tradition, (c) als das Eved- und Vergebungslamm gemäß Jes 53 und (d) als das Sieges- und Hoffnungslamm der Apk Johannes zu verstehen. So wird der Reduktion der Aussage von Joh 1,29 auf die Wahrnehmung der Sünde ebenso widersprochen wie dem Vergessen der Unterscheidung zwischen Opfern und Tätern. Das "Agnus Die" thematisiert den Schrei der Opfer nach Gerechtigkeit und die Sünden der Täter. Eine Reformulierung müsste dementsprechend lauten: "Christe, du Lamm Gottes, der du trägst das Leid der Welt '? der du trägst die Sünd' der Welt".
Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2012/1 Zweimonatsschrift
(2012)
Serie / Reihe: Evangelische Theologie
Personen: Klappert, Bertold
Klappert, Bertold:
"Alles menschliche Leben ist durch Stellvertretung bestimmt" (D. Bonhoeffer) : oder: Siehe, das Lamm GOTTes, das die Sünde der Welt (er-)trägt (Joh 1,29)1 / Bertold Klappert, 2012. - S.39-63 - (Evangelische Theologie) "gestorben für ... " - biblische Dimensionen eines umstrittenen Themas
Zeitschriftenartikel