Zunächst werden die Termini Erziehung und Bildung in Webers Sprachgebrauch erläutert. Bei dem Soziologen findet sich ein weiterer (heute etwa mit Sozialisation bezeichneter) und ein engerer, auf intentionale edukative Akte bezogener Erziehungs-/Bildungsbegriff. Die Aussagen des Soziologen zum Themenkreis sind eng verbunden mit seiner Typologie der Herrschaftsformen. Aus systematischen Gründen übergeht Weber den klassischen Bildungsbegriff. Mit der "Entzauberung der Welt" geht eine Entmythologisierung der Bildung einher. Dem Soziologen schwebte als Äquivalent zum klassischen Ideal ein Persönlichkeitsmodell vor, das bewußte Entsagung, Wahl zwischen konkurrierenden Wertansprüchen, ernsthafte Erfüllung von als wichtig erkannten Aufgaben miteinander verbindet. Den Grundkategorien der Protestantismusstudie folgend, jedoch Webers Aussagen durch neuere Daten erziehungsgeschichtlicher Forschung ergänzend wird schließlich untersucht, inwieweit Erziehung und Bildung zur Entstehung des modernen gesellschaftlichen Strukturprinzips beigetragen haben, also zur Genese dessen, was der Soziologe den "Geist des Kapitalismus" nannte. Das methodisch rationalisierte Erzieherhandeln in den Familien des asketischen Protestantismus des 16. - 18. Jahrhunderts trug zur Herausbildung jenes Persönlichkeitstyps bei, der zum Träger der kapitalistischen Entwicklung wurde.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 1986/4
(1986)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Lenhart, Volker
Lenhart, Volker:
Allgemeine und fachliche Bildung bei Max Weber / Volker Lenhart, 1986. - S.529-541 - (Zeitschrift für Pädagogik)
Zeitschriftenartikel