Die Johannes-Offenbarung inszeniert eine pragmatisch ausgerichtete Theologie im Modus des visionären Bilderzyklus. Die Sendschreiben erden das apokalyptische Drama glaubensbiographisch und setzen es in Handlungsmöglichkeiten um. Die Collagenkunst des Hauptteils entgrenzt die lebensweltliche Perspektive der Adressaten, indem sie die biblischen Bildzitate im Zeichen der christozentrischen Verstehenserfahrung mit der sozialen und politischen Gegenwartswahrnehmung verschränkt. Das Lesedrama zielt darauf, die Adressaten in den apokalyptischen Prozess hineinzuziehen, sie so - mit allen Sinnen und Affekten - zu visionären Teilhabern der kognitiven Gegenwelt zu verwandeln und, liturgisch vermittelt, in die wirklichkeitsstiftende Gegenwart Gottes zu führen: Während aus der Sicht diskursorientierter Exegese logische Inkonsistenz und ethisches Rezeptionsrisiko der Johannes-Offenbarung in den Vordergrund treten, kann die Würdigung ihrer bildsprachlichen Eigendynamik ihr existenzielles Transformationspotential erschließen.
Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2004/6 Zweimonatsschrift
(2004)
Serie / Reihe: Evangelische Theologie
Personen: Backhaus, Knut
Backhaus, Knut:
Apokalyptische Bilder? : Die Vernunft der Vision in der Johannes-Offenbarung / Knut Backhaus, 2004. - S.421-437 : Ill., graph. Darst. - (Evangelische Theologie)
Zeitschriftenartikel