Herbart gilt im Allgemeinen als Kritiker der Transzendentalphilosophie Kants und Fichtes aus pädagogischen Gründen - das ist das vorherrschende Bild Herbarts. Anhand des frühen Aufsatzes über die "Aesthetische Darstellung der Welt" von 1804 wird diese Annahme auf ihren historischen Kontext hin überprüft. Dabei zeigt sich, daß Herbart keineswegs der Meinung war, mit einem einfachen Hinweis auf "Erziehung" ließe sich die kritische Theorie der Subjektivität ausschalten. Vielmehr sind es Diskussionen der kantianischen und antikantianischen Ethiken und Metaphysikkonzeptionen der 1790er Jahre, die Herbart in seiner Auseinandersetzung mit Kant und Fichte beiseite stehen. Die "pädagogische" Perspektive fügt sich in diese Linien nur ein.
J.F. Herbart is generally considered to have criticized Kant's and Fichte's transcendental philosophy for pedagogical reasons, - at least, this is the predominant reading of Herbart. On the basis of his early treatise on "The Aesthetic Representation of the World" (1804), this assumption is examined in its historical context and it is shown that Herbart was by no means of the opinion that the critical theory of subjectivity could be disposed of by a mere reference to "education". Rather, in his discussion of Kant and Fichte, he had recourse to the debates on Kantian versus anti-Kantian ethics and metaphysical conceptions of the 1790s. The "pedagogical" perspective is merely one of many lines of reasoning.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 1993/1
(1993)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Langewand, Alfred
Langewand, Alfred:
¬Eine¬ pädagogische Kritik der reinen praktischen Vernunft? : Überlegungen zum Gehalt und historischen Ort von Herbarts "pädagogischer" Kant-Kritik in seiner "ästhetischen Darstellung der Welt als Hauptgeschäft der Erziehung" / Alfred Langewand, 1993. - S.135-156 - (Zeitschrift für Pädagogik)
Zeitschriftenartikel