"Erbschaften" gibt es bekanntlich nur, wo es "Erben" gibt. Und "Erben" lassen sich nur identifizieren, sofern zwischen "Erben" und "Nicht-Erben" unterschieden wird. So gesehen gehören zu Ilse Dahmers "Wenigers Erbschaft" nicht nur diejenigen, die in ihrem Vortrag angesprochen wurden, sondern auch manche, die in der pädagogischen Theoriediskussion und -reflexion zu dieser Erbschaft nicht gerechnet werden. An der unterschiedlichen Enge oder Weite des Konstrukts "Geisteswissenschaftliche Pädagogik" läßt sich dies zeigen. In meiner ersten Anmerkung versuche ich den Kreis der "Erben" auch um jene zu erweitern, die gewöhnlich nicht zum "Erbe" Erich Wenigers gerechnet werden und die an diesem "Erbe" auch nicht (allein) dadurch teilhaben, daß sie sich als dessen Kritiker profilierten; in einer zweiten Anmerkung frage ich, ob sich auf dem "Weg einer sozialwissenschaftlichen Rekonzeptualisierung systematischer Geisteswissenschaften" wirklich, wie in Aussicht gestellt, der "Vorrang pädagogischer Praxis unbestritten" behaupten und die erhoffte "Reziprozität von Theorie und Praxis" sicherstellen läßt; in meiner dritten Anmerkung versuche ich anzudeuten, daß es gute Gründe gibt, das, was kritische Theorie in der Erziehungswissenschaft heißen kann, unter Bezugnahme auf mehrere Traditionen kritischer Theorie, und zwar unter Einschluß jener, die die Pädagogik selbst hervorgebracht hat, zu klären.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 1995/3
(1995)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Benner, Dietrich
Benner, Dietrich:
Einheit oder Vielheit Geisteswissenschaftlicher Pädagogik / Dietrich Benner, 1995. - S.409-414 - (Zeitschrift für Pädagogik) Erich Weniger oder die Legitimität der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik
Zeitschriftenartikel