Neben der Schöpfung durch das Wort oder durch die formende Hand eines Töpfers liegt noch eine weitere Vorstellung nahe, besonders für Gesellschaften, die eng mit der Natur verbunden sind: Ist nicht die Erde wie eine Mutter, die Leben aus sich heraus wachsen lässt? In der biblischen Urgeschichte finden sich Reste dieser Vorstellung, etwa, wenn Gott im Schöpfungslied das Wachsen-Lassen von Pflanzen und Kräutern an die Erde delegiert - und das der Tiere gleich mit. (Es lasse die Erde aufgehen ... Die Erde bringe hervor ...; Gen 1,11 und 24). Eine deutlichere Sprache sprechen die Mythen und, mehr noch, die Artefakte älterer Kulturen der Umwelt Israels. Urs Winters Beitrag lädt zu einer Spurensuche ein. Göttin oder Frau - aus ihr kommt Leben. Und Eva heißt ja: Mutter allen Lebens (Gen 3,20). Die Abfolge von Saat und Wachstum, Reife und Ernte wird in vielen Kulturen rituell begangen, insbesondere in Erntefesten. Bei der Arbeit an dieser Ausgabe von 'bb' war das christliche Erntedankfest noch nah. Und so nehmen wir das alte Erntelied "Wir pflügen und wir streuen" zum Anlass, Schöpfungs-Dank zu inszenieren, im Klassenraum, sei es, zum Thema Erntedank, sei es aber auch zu Themen wie Schöpfung, Gottesbild und Gotteserfahrung.
Enthalten in:
braunschweiger beiträge; 2022/3(167) zur Religionspädagogik
(2022)
Serie / Reihe: braunschweiger beiträge
Erde, atme auf ... : Mutter Erde, 2022. - Seite 25-46 - (braunschweiger beiträge)
Zeitschriftenartikel