Der Begriff des Gewissens ist umstritten. Was kann das Werk von Emmanuel Lévinas zum Verständnis des Phänomens beitragen? In Auseinandersetzung mit der philosophischen Kritik des "schlechten Gewissens" ist auf der Spur seines Schrifttums die Entdeckung zu machen, daß die forensische Bestimmung des Begriffs auf eine elementare Ebene der Sensiblität dem anderen Menschen gegenüber verweist, die sich nicht notwendig in Furcht und Neid zum Ausdruck bringen muß, wie Nietzsche meinte. Die praktisch-theologische Aufnahme der Fragestellung erfährt eine vielfältige Differenzierung und Vertiefung, wenn man sie mit diesem philosophischen Diskurs ins Gespräch bringt. Nicht nur kann die Pluralisierung im Verständnis des Gewissensbegriffs prägnant auf eine ursprüngliche Verantwortung im Zwischenmenschlichen bezogen werden. Es eröffnen sich auch Perspektiven, in denen das ethische Integral von Seelsorge und Theologie zu pointieren ist.
The concept of conscience is a source of controversy. How can the works of Emmanuel Levinas contribute to the understanding of this phenomenon? The author shows how the philosophical criticism of a "guilty conscience" can be seen from a new point of view. Even if we do have a guilty conscience in regard to others, this does not necessary denote fear and envy, as Nietzsche maintained; it can also be a sign ofsensitivity. When practical theology is confronted with this philosophical discourse, its foundations become more differentiated and acquire more depth, and new horizons for ministerial work and theology are opened.
Enthalten in:
Zeitschrift für Theologie und Kirche; 2002/4
(2002)
Serie / Reihe: Zeitschrift für Theologie und Kirche
Personen: Dober, Hans Martin
Dober, Hans Martin:
"Ich und Mich sind immer zu eifrig im Gespräche" : zum Begriff des Gewissens und seiner Bedeutung für die Theorie der Seelsorge / von Hans Martin Dober, 2002. - S.503-529 - (Zeitschrift für Theologie und Kirche)
Zeitschriftenartikel