In seinem Aufsatz "Lebensgeschichte und pädagogische Reflexion" hält Klaus Prange der sogenannten "Pädagogik vom Kinde aus" vor, sie verwehre den Kindern eine ersthafte Auseinandersetzung mit dem Erwachsenwerden und betreibe eine Infantilisierung der Schüler und Lehrer, weil die Pädagogen selbst sich von ihren Kinderträumen und Kindheitstraumata nicht gelöst hätten. Darauf ist zu antworten. Sicher kommt es vor, dass Pädagogen von der eigenen Kindheit und ihrer Idealisierung verblendet sind, dass ihre kinderfreundliche Pädagogik bloß Beliebigkeit und Spielerei meint. Der Ansatz der Reformpädagogik, vom Kinde auszugehen, bezeichnet jedoch den Versuch, dem Kind die Überwindung seiner Unmündigkeit zu ermöglichen. Es ist zu fragen, ob nicht die pauschale Kritik dieses Ansatzes als Regression eine abstrakte Lernpflicht zu legitimieren sucht, die im Erwachsenwerden vor allem zunehmende Pflichterfüllung sieht. Die Einordnung kritischer Pädagogen als kindliche Schwärmer kann umgekehrt als Rechtfertigung subjektneutraler Wissensvermittlung, gar einer bürokratiekonformen verwalteten Schule dienen, als Zugeständnis an den Zeitgeist.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 1987/4
(1987)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Rumpf, Horst
Rumpf, Horst:
Infantilitätsverdacht im Sog von Phantomen : Erwiderung auf Klaus Pranges Aufsatz "Lebensgeschichte und pädagogische Reflexion" / Horst Rumpf, 1987. - S.539-545 - (Zeitschrift für Pädagogik)
Zeitschriftenartikel