Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass der Evangelische Religionsunterricht ein Schulfach sein soll wie andere auch. Dazu muss er sich auf das Konzept fachspezifischer Kompetenz einlassen. Dies fordert eine Konzentration auf den Kernbereich des Faches auch als Gegenstand der Leistungsbewertung. Der Kernbereich des Faches ist aber der Kernbereich des Protestantismus, die Rechtfertigungslehre. Die Rechtfertigungslehre hat den Inhalt, dass es vor Gott nicht auf die Leistung des Menschen ankommt, dass sich das Menschsein im Angesicht Gottes nicht an der Leistung - und sei es auch einer Kompetenz - bemisst, sondern an der Gnade Gottes, die uns ein Geschenk ist. Damit dies als Kompetenz der Schülerinnen und Schüler überprüft werden kann, geht es um einen erfahrungserweiternden und reflektierenden Lehr-Lernprozess, der eben diese Grundeinsicht der Rechtfertigungslehre zu transportieren vermag. Abgefragt und bewertet wird dann die Leistung, kompetent in Bezug darauf zu sein, dass das Menschsein sich im Angesicht Gottes nicht durch Leistung definiert. Vom Unterricht wird erwartet, mit dieser zumindest latent paradoxen Struktur des Evangelischen Religionsunterrichts kreativ umzugehen.
Enthalten in:
Theo-Web [Elektronische Ressource]; 2011/1 Zeitschrift für Religionspädagogik
(2011)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Theo-Web
Personen: Schluß, Henning
Schluß, Henning:
Kompetenzorientierung im Religionsunterricht : Herausforderungen eines religionspädagogischen Paradoxons / Henning Schluß, 2011. - S.194-201 - (Theo-Web [Elektronische Ressource]) Schulformspezifische Religionsdidaktik
Zeitschriftenartikel