Der Übergang von der Schule in den Beruf ist eine zentrale Entwicklungsaufgabe im Jugendalter, die in der Schule durch gezielte pädagogische Angebote zur beruflichen Orientierung unterstützt werden soll. Die Konzeption pädagogischer Begleitung erfolgt bisher nicht entlang eines theoretisch fundierten Modells und entsprechender didaktischer Überlegungen, sondern vor allem vor dem Hintergrund bewährter pädagogischer Praxis. Dabei wird der unterschiedliche Entwicklungsstand von Schülerinnen und Schülern gleichen Alters häufig außer Acht gelassen. Eine zielgerichtete, individualisierte Förderung beruflicher Entwicklungsprozesse und deren Begleitung erfordern jedoch Instrumente, mit denen sich Aussagen zum berufsbezogenen Entwicklungsstand des Einzelnen treffen lassen. Zudem ist Berufsorientierung nicht nur auf inhaltlicher Ebene zu betrachten, sondern ist einzubetten in die Prozesse der Schulentwicklung. Die Verzahnung von Berufsorientierung und Schulentwicklung ist das bestimmende Prinzip des Thüringer Berufsorientierungsmodells (ThüBOM), Es werden Instrumente zur Qualitätsentwicklung und -sicherung sowohl auf der Schülerebene als auch auf der Organisationsebene entwickelt. Der aktuelle Diskurs zur Berufsorientierung rückt vor allem die Notwendigkeit einer Individualisierung unterstützender Angebote in den Mittelpunkt. Hieraus leitet sich ein Forschungs- und Entwicklungsbedarf ab, der (1) die Notwendigkeit der empirischen Überprüfung der Wirksamkeit berufsorientierender Maßnahmen, (2) die Entwicklung von Instrumenten und Verfahren zur Diagnostik und Förderung der Berufswahlkompetenz im Kontext schulischer Entwicklung und (3) die weitere theoretische Fundierung der Berufsorientierung betrifft.
The transition from school to work is one of the most important developmental tasks of adolescents. Viewing vocational development as an individual process, vocational guidance should accommodate special needs of students, which differ even in comparison with classmates of the same age. Schools are asked to support pupils in their vocational development with interventions fitting the individual needs of girls and boys. Due to the lack of both, theoretical foundation and empirical evidence, we do not know enough about the critical ingredients of effective vocational interventions in schools. Despite that, individual guidance of vocational development can be seen as a major resource of support for young and inexperienced learners. Basically, a theoretical model is needed that emphasizes individual vocational development and describes phases as well as phase-adequate behavior of adolescents. This would allow the arrangement of vocational interventions based on the identification of individual needs. The development of the Thüringer Berufsorientierungsmodell (ThüBOM) facilitates the integration of individual perspectives and organizational contexts of vocational guidance in schools by postulating a complex model of vocational development and learning. Future research should address (1) the empirical test of the efficacy of vocational guidance activities, (2) the development of diagnostic measures and effective school-based trainings of career adaptability, and (3) the further theoretical foundation of vocational promotion in schools.
Enthalten in:
Die Deutsche Schule; 2011/4 Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Bildungspolitik und pädagogische Praxis
(2011)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Die Deutsche Schule
Personen: Driesel-Lange, Katja
Konzepte und Qualitätsmerkmale schulischer Berufsorientierung an allgemein bildenden Schulen / Katja Driesel-Lange ..., 2011. - S.312-325 - (¬Die¬ Deutsche Schule) Berufsorientierung als schulisches Handlungsfeld
Zeitschriftenartikel