Der Beitrag befragt die Vorstellung des Bildungsprozesses als Transformation. Die Idee einer mehr oder weniger krisenhaften Veränderung eines Zustandes A in einen Zustand B mag ein plausibles Modell für zahlreiche gesellschaftlich und politisch bedeutsame Phänomene liefern, doch möglicherweise und im Gegensatz dazu wird Bildung eher von stillen, unsichtbaren und nicht immer diskursiv nachvollziehbaren Prozessen geprägt. Manchmal müssen Menschen vor allem lernen, einen für sie unguten Zustand bzw. ein persönliches Leiden auszuhalten. Vielleicht müssen sie sich dazu in der einen oder anderen Form sedieren. Vielleicht hilft Aufklärung und Einsicht, möglicherweise nicht. Alle diese Fälle können bedeutsam für die Bildung des Menschen sein, ohne dass von grundlegenden Transformationen des Selbst- und Weltverhältnisses gesprochen werden kann oder muss. Diese Fälle können auch bedeutsam für das bildungstheoretische Nachdenken sein.
This article questions the notion of the educational process as transformation. The idea of a critical change from state A to state B may provide a plausible model for numerous socially and politically significant phenomena, but possibly and in contrast to this, education is shaped more by silent, invisible processes that are not always discursively comprehensible. Sometimes people need to learn, above all, to endure a situation that is uncomfortable for them or a personal suffering. They may need to sedate themselves in one form or another to do this. Maybe enlightenment and insight will help, maybe not. These cases can be significant for the formation of the human being even if they do not resemble fundamental transformations of the relationship to self and the world. And such cases may also be significant for educational theory.

Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 2024/1 (2024)

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Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik

Personen: Reichenbach, Roland

Schlagwörter: Bildungstheorie Bildungsprozeß Transformation